Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

196 Koloman Juhász P. Superior den Segen47). Übrigens wurde in Temesvár zu Ehren des Schutzpatrons, S t. - F 1 o r i a n, ein bürgerliches Fest veranstaltet. Eine Prozession zog in die Vorstadt Klein-Palanka und dort fanden dann ver­schiedene Unterhaltungen und Belustigungen statt. — Am 4. November 1730 beging die Stadt mit großer Feierlichkeit den Namenstag des Herr­schers Karl VI. Am Platze vor der Kirche marschierte das Militär auf und gab aus den Kanonen eine „Salve“ ab. Die Beerdigungen fanden spät abends in der Abenddämme­rung statt. Selbst im Monat Dezember, wenn die Tage kurz sind, wurden die Begräbnisse immer abends um 6 Uhr im Dunkeln mit Fackel-Be­leuchtung gehalten. Es wurde täglich dreimal, u. zw. morgens um 8 Uhr, zu Mittag (12 Uhr) und abends um 6 Uhr für den Toten „ausgeläutet48). Bei Hinrichtungen wurde von der Behörde immer ein Jesuitenpater als Beistand bestimmt und zwar ohne Rücksicht auf die Religion des Delin­quenten. Die Griechisch-Orthodoxen sahen darin eine Benachteiligung und wandten sich mit einer Beschwerde nach Wien. Eine Zeitlang ohne Erfolg49). Erst 1732 wurde verordnet, daß die nicht-katholischen Delin­quenten „mit Erlaubnis Seiner Gnaden, des Bischofs von Csanäd“ 50) durch ihre eigenen Geistlichen mit den Sakramenten zu versehen seien. Doch auf den Hinrichtungsplatz wurden sie von einem katholischen Priester, zumeist von einem Jesuitenpater begleitet. Unmittelbar vor der Hinrichtung fanden auch Bekehrungen statt51). Das Schafott stand seit Jahrhunderten außerhalb der Belgrader Pforte auf der Wiese hinter dem Hunyadi-Kastell. Die hier erbaute Mariahilf-Kapelle („Ad Mariam Auxiliatricem“) wurde ein besuchter Wallfahrtsort. Die Haus­chronik setzt sie zwischen den Platz der kaiserlichen Fuhrwerke („Capella prope vecturas caesareas“) und das Schafott und nennt sie 47) „Fuit horrendum incendium et data a nostro Superiore contra ignem cum Venerabili benedictio.“ E p h e m. M 69. Vgl. Über Segnung mit dem Aller­heiligsten gegen Feuergefahr, Bálint, a. a. 0„ 65—66. 48) Annuae Missionis pg. 400—402. 49) „Non hie silentio praetermittendum, quod industria nostri Missio- narii apud excellentissimum generalem evictus sit, ut nullus schismaticorum rabula carceres condemnatorum accedere aut ad locum supplied comitari ausit. Audito praefato interdicto pseudo-episcopus schismaticorum movebat omnem lapidem, ut illud aboleretur, sed inanem omnem suum conatum et vanas sine viribus iras expertus est, siquidem audito responso in omnibus praesidiis caesa­reis laudabilem hunc morém vigere, ut nullius sectae praedicans ad reorum ergastula admittatur, obmutuit.“ Annuae Missionis pg. 10. 50) „Cum permissione illustrissimi episcopi Csanadiensis.“ Ephem. M 149. 51) „Supplicio affecti sunt (anno 1719), 12, ex Gladio collum praebuerunt, postquam Lutherum duo et quatuor schisma ejurassent, omnes rapiatis per exomolesim noxis sacra synaxi refecti et salutaribus documentis ad felices aetemitates instructi pie et intrepide vitám cum morte commutarunt, cum magna aedificatione circumstantium catholicorum et admiratione poparum atque stupore plebis schismaticae.“ Annuae Missionis pg. 10.

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