Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

12 Harry Kühnei Magister Konrad von Dannstadt. Es mag mit dem Drängen Leopolds III. auf volle Gleichberechtigung Zusammenhängen, daß der gerade 20-jährige Herzog seit 1371 einen eigenen Leibarzt zu sich berief. Gemäß seinem politischen Streben nach den Vorlanden stammte sein Leibarzt, Magister Konrad von Dannstadt, aus der bairischen Pfalz (Bezirksamt Speyer) und war zudem Kleriker der Diözese Speyer49). Er bewohnte auf dem „antiquo Foro equorum“ ein Haus, welches er und seine Gattin (!) 1374 an David, einen Juden aus Eger, verkauften. 1377 ist er im Besitz eines Hauses bei St. Stephan, gleichzeitig veräußerte er einen Hof und 35 Joch Acker zu Inzersdorf an Ruger von Auckenthal, Marstaller Herzog Albrechts III. Im selben Jahre setzte er sein Studium an der Wiener Universität fort. Nach dem Tode Leopolds III. stellte sich Konrad von Dannstadt Herzog Albrecht III. zur Verfügung und setzte sich wieder in den Besitz einer Ubikation auf dem alten Roßmarkt. Wohl aus finanzieller Notlage mußten er und seine Frau dieses Haus im Jahre 1394 an Mayren, einen Juden aus Erfurt, versetzen50 *). Konrad von Dannstadt, der nach 1402 nicht mehr nach­zuweisen ist, hat uns ein ärztliches Attest hinterlassen, welches für seine Zeit als äußerst bemerkenswert angesehen werden muß. Darin stellte er im Februar 1380 fest, daß er den der Lepra verdächtigten Chorherren des Klosters St. Hippolyt in St. Pölten, Peter Pirchfelder, in Anwesenheit des Magisters Friderich und des Magisters Boncursius von Treviso, Chirurg von Padua, gründlich untersucht habe und keine Anzei­chen von Lepra entdecken konnte 61). Herzog Leopolds III. Beziehungen zu Italien durch seine Heirat mit Viridis Visconti dürften auch eine Bevorzugung italienischer Ärzte, die in diesem Säkulum europäischen Ruf genossen, zur Folge gehabt haben. Magister Anton von Ala, der 1374 cyrologus, chirurgus des Herzogs war, scheint italienischer Herkunft gewesen zu sein. Der Wundarzt gelangte zunächst in den Besitz eines Hauses in der Kärntnerstraße, später kaufte 40) Hartmann Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg (FRA 11/10, Wien 1857), S. 432, n. 447. Senfeider, Öffentliche Gesundheitspflege, S. 1038. 50) Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien III/l, n. 511, 535; ebenda III/2, n. 2107; ebenda III/3, n. 3078, 3104, 3158 und 4378. Geyer-Sailer, Urkunden aus Wiener Grundbüchern, S. 230, n. 735. Emest Hauswirth, Urkundenbuch der Benediktiner Abtei zu den Schotten (FRA 11/18, Wien 1859), S. 373, n, CCCXV. Joseph Feil, Beiträge zur älteren Geschichte der Kunst- und Gewerbetätigkeit in Wien (Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien, Bd. 3, 1859), S. 224. Mayer, Geschichte der geistigen Cultur in Niederösterreich, S. 348. Die Matrikel der Universität Wien. Bd. 1, 1377—1450. 1. Lieferung (Publikatio­nen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. VI. Reihe, Graz-Köln 1954), S. 1. 51) Lampel, Urkundenbuch von St. Pölten II, S. 229, n. 735. Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte und Klöster im Erzherzog- thume Österreich. I. Abteilung, Bd. 7 (Wien 1828), S. 126.

Next

/
Thumbnails
Contents