Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 11 eines päpstlichen Leibai’ztes und Professors an der medizinischen Fakul­tät zu Montpellier bekleidete auch Johann von Tornamira, dessen Schrift über das Fieber weite Verbreitung gefunden hatte44). 1403 wurde Niclas von Hebersdorf, Magister der artistischen und Doktor der medizinischen Fakultät, das ehrenvolle Amt des Dekans über­tragen. Diese Würde hatte er bis 1411 noch dreimal inne45). 1414 wählte man ihn zum Rektor der Wiener Universität. Die im Jahre 1410 in Wien ausgebrochene ansteckende Seuche ver- anlaßte Herzog Leopold IV., Vormund Albrechts V., den jungen Fürsten aus der Stadt bringen zu lassen. Der unmündige Herzog sollte nach Wie­ner Neustadt begleitet werden, doch der Landmarschall Hertnid von Pottendorf sowie der Hofmeister und Kammermeister Albrechts riefen den Leibarzt, Magister Niclas, zu sich, um über den Aufenthaltsort zu beratschlagen. Niclas von Hebersdorf schlug Melk oder Herzogenburg vor, weil dort Luft und Wasser besser seien als sonst irgendwo. Im Dezember des selben Jahres berieten Magister Niclas und Magister Berchtold Starck von Basel, damals Leibarzt Herzog Leopolds IV., ob Albrecht wieder nach Wien zurückkehren könne. Nach dem Urteil der Ärzte schien ein Aufenthalt in der Metropole wieder durchaus unge­fährlich 46). 1411 verkaufte Magister Niclas, der auch an der Universität unter­richtete, sein Haus bei den „Hymelporten“ in der Weihburggasse dem Kaplan der herzoglichen Burgkapelle, Petrein47). Niclas starb angeblich im Jahre 1419 an der in Wien grassierenden Pest. Mit der Vollstreckung seines Testamentes hatte er den mit ihm befreundeten Berchtold Starck von Basel betraut, der dessen Nachfolger bei Albrecht V. als Leibarzt wurde. Unvergängliches Verdienst und ehrendes Andenken hat sich Nic­las von Hebersdorf, dem die Förderung der medizinischen Studien sehr am Herzen lag, durch die Schenkung seines inzwischen wiedererwor­benen Hauses in der Weihburggasse und der dazugehörigen Bibliothek an die medizinische Fakultät erworben. Damit war die große Raumnot, unter der die Mediziner zu leiden hatten, behoben48). 44) Archiv f. Geschichte der Medizin, Bd. 3 (Leipzig 1910), S. 41 und eben­da, Bd. 2 (Leipzig 1909), S. 114. Treue, Mit den Augen ihrer Leibärzte, S. 15. 45) Karl Schrauf, Acta facultatis medicae universitatis Vindobonensis. Bd. 1 (Wien 1894), S. 3, 9, 12, 17 und 38. 46) Heinrich Ritter von Zeißberg, Zur Geschichte der Minderjährigkeit Herzog Albrechts V. von Österreich (AfÖG 86, 1899), S. 527ff., S. 531, 536 und 544. Max Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Bd. 2 (Stuttgart 1927), S. 243. 4T) Cölestin Wolfsgruber, Die Hofburgkapelle (Wien 1905), S. 32. 48) Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien 1/4, n. 3720, Schrauf, Acta facul­tatis, Bd. 1, S. 46. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 313 f. Adler, Ein halbes Jahrtausend, S. 30 und 32 f.

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