Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

10 Harry Kühnei kolleg wettgemacht werden sollte, erblickte. Allerdings ist dieses Pro­blem bisher keiner Klärung zugeführt worden 41). Magister Nicolaus. Ein Zeitgenosse des Magisters Gerung war Magister Nicolaus, „olim plebanus in Hedrenstorf (Hadersdorf am Kamp), phisicus illustris prin- cipis Rudolfi“. 1359 erhielt der Leibarzt über Intervention seines Fürsten die Pfarre Traiskirchen vom Abte Ludwig von Melk als Pfründe über­antwortet. Die Übernahme der Pfarre dürfte nicht ganz reibungslos von­statten gegangen sein, weil ein anderer Bewerber erst nach seiner Ein­lieferung in das Gefängnis auf seinen Anspruch verzichtete. Magister Nicolaus verwaltete in vorbildlicher Weise seine Pfarre. Da im Jahre 1368 eine Urkunde bereits von seinem Nachfolger Albrecht gefertigt wurde, dürfte Magister Nicolaus um diese Zeit schon tot gewesen sein 42). Magister Nicolaus von Hebersdorf. Er erscheint häufig unter der Bezeichnung „Nicolaus de Hebres- dorff, Niclas von Hebersdorff“ oder „Meister Niclas von Hebreinsdorf“. Nicolaus besaß in der „Weichenpurkch“ zu Wien ein Haus und nennt sich 1378 Leibarzt Herzog Albrechts III. Hinweise gleicher Art kennen wir aus den Jahren 1380, 1383, 1385, 1391 und 1392 43). Mit Magister Niclas von Hebersdorf setzte kurz vor 1400 eine neue Entwicklung ein: die enge Bindung der Leibärzte an die damals in Blüte befindliche Wie­ner Universität. Ein ähnliches Verhältnis können wir zwischen der Uni­versität in Montpellier und den französischen Leibärzten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konstatieren. Johannes Jacobi war einer der bedeutendsten Männer dieser Zeit, Kanzler der Universität und gleich­zeitig päpstlicher, vermutlich auch königlicher Leibarzt. Den Posten 41) Josef Kallbrunner, Zur älteren Geschichte der Pfarre Krems (Jahr­buch für Landeskunde von Niederösterreich. NF Jg. 8, Wien 1910), S. 3 ff. Alphons Lhotsky, Privilegium maius. Die Geschichte einer Urkunde (Österreich Archiv, Wien 1957), S. 69. 42) Philibert Hueber, Austria ex archivis Mellicensibus illustrata (Lipsiae 1722), S. 85 f. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. 4 (1839), S. DLXXXVI, n. 82. Keiblinger, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Melk II/l, S. 385 ff. Jakob Pich, Aus der Vergangenheit des Marktes Hadersdorf a. K. (Horn 1947), S. 48. 43) Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien III/l, n. 1011, 1484 und 1783; ebenda III/3, n. 3775. Rudolf Geyer-Leopold Sailer, Urkunden aus Wiener Grundbüchern zur Geschichte der Wiener Juden im Mittelalter (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Juden in Deutschösterreich. Bd. 10, Wien 1931), n. 466 und 560. Die in der Topographie von Niederösterreich, Bd. 2 (Wien 1879/85), S. 445 überlieferten Namensformen für Ebreichsdorf lauten: Ebres- dorf, Heberstorf und Herbestorf. Magister Nicolaus stammte m. E. aus dieser Ortschaft.

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