Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

170 Koloman Juhász möge hinter dem Brunnen eine Mauer ziehen, damit der Lärm nicht in die Kirche eindringe61). Die Kirche und das Missionshaus war mit Asyl-Recht (Jus asyli) ausgestattet. Die Patres beherbergten und versteckten jene, die Zuflucht bei ihnen suchten, und zwar entweder in der Kirche oder im Kloster. Der erste derartige Fall ereignete sich am 17. Dezember 1719. „Am Abend flüchtete zu uns ein Leutnant, der seinen Hauptmann tötete“ 62). Fünf Tage verbrachte er unter dem Schutz der Patres, die ihn dann verkleidet im Geheimen entließen. Kaum entfernte sich dieser, floh am 22. Dezember ein Soldat des Lothringen-Regimentes, weil er seinen Kameraden tötete, ins Kloster. Die Patres lieferten ihn aus, aber unter der Bedingung, daß man ihn zurückgeben werde, wenn ihm eine Gefahr drohen sollte 63). Am 28. August 1721 tötete der Fähnrich Sein seinen Kameraden, den Fähnrich Scharker. Sein flüchtete sich zu den Patres. Die bewaffnete Besatzung suchte den Verbrecher, doch fand sie ihn nicht. Die Patres verbargen ihn am Kirchendach, von wo er sich am anderen Tage freiwillig entfernte. Am 5. Mai 1722 suchte der Chirurg des Wallisi-Regimentes Zuflucht, weil er einen „Hoboisten“' tötete. Militär umzingelte die Kirche und das Missionshaus, doch drang man nicht mit Gewalt ein. Am anderen Tage begnadigte Wallis den Asy­lanten. Am 18. Juni 1722 verbarg sich ein Soldat aus Furcht vor Be­strafung, weil er einen Kameraden schwer verletzt hatte. Die Patres behielten ihn zwei Wochen hindurch bei sich, bis ihr Schützling von der Nachsicht seiner Strafe verständigt wurde. Am 11. Dezember 1722 bat der Hauptmann des Daun-Regimentes, Baron Matrovski, um Auf­nahme ins Asyl, weil er „in Belgrad den Baron Neipperg entweder verwundete oder tötete“ 64). Die Patres behielten ihn volle zwei Monate bei sich, bis er endlich mit Salvus conductus nach Belgrad zurückkehren konnte. Am 2. Januar 1724 flüchtete sich ein Verwandter des Grafen Mercy zu den Patres. Er entzweite sich mit einem „Häretiker“-Haupt- mann namens D e r m o n und tötete ihn im Duell. Die Patres ließen ihn in der Nacht heimlich aus der Festung fliehen. Man erwartete ihn mit gesattelten Pferden und befreite ihn von seinem Verfolger. Am 18. Mai 1753 wurde Nikolaus M i t r o n i unter der Bedingung freigelassen, „daß ihm weder am Leben oder Stützung seiner Glieder was geschehen dürfe65). Schon früher (19. Januar 1753) „bedeutete die Administration el) „Aug. 15. His diebus porreximus libellum supplicem Administrationi.“ Ephem. 43 . e2) „Vesperi ad nos, tamquam ad asylum, confugit leutinantius quidam, qui capitaneum suum occidit.“ Ephem. es) „ut iterum nobis reddatur, si periculum grave esset.“ A. a. O. 64) „qui Belgrádi aut graviter vulneravit aut occidit dominum L. B. de Neipperg.“ es) DS. Erg.-Heft 18.

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