Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

168 Koloman Juhász wurde mit dem Bau begonnen48), am 30. Mai nach dem Festgottesdienst der Grundstein gelegt49). Unter Führung des P. Superior zog man in Prozession zu den Fundamenten, wo im Namen des Statthalters, des Grafen Mercy, der Festungskommandant, Graf Wallis, den Grund­stein legte. Nachher bewirtete der Stadt-Richter, Peter S o 1 d e r e r, die Stadträte, ferner die Jesuiten und die Franziskaner als Gäste. Im Herbst 1732 wurde bereits das stockhohe Missionshaus fertiggestellt, doch im Hofe stand noch das alte. Von dieser Zeit an wurde der Unterricht — worüber wir noch hören werden — im neuen Gebäude gehalten. Inzwi­schen, am 18. Juni 1730, wäre das Missionshaus samt der Kirche beinahe einem Unglücksfalle zum Opfer gefallen. In der Nähe wohnte ein jüdi­scher Krämer, in dessen Geschäft das Schießpulver explodierte, wodurch ein gefährliches Feuer in der Stadt entstand50). Am 14. März wurde in das neue Gebäude eingezogen 51). Auch wurde eine neue Kirche erbaut. Die alte Kirche dürfte größer gewesen sein als die neue. Aus der Haus-Chronik der Patres entnehmen wir, daß am Palmsonntag 1736 die Prozession bei dem Seitentor hinauszog und beim Haupttore zurückkehrte52). Ebendort wird berichtet, daß bei Trauerfeierlichkeiten außer am Hauptaltar noch an den Seitenaltären 10—12 hl. Messen gehalten wurden, so z. B. anläß­lich des Begräbnisses des Stadtrichters Peter Solderers und des Bruders des Bischofs Stanislavich53). Am 4. Februar 1739 um 12 Uhr mittags wurde die Stadt von einem Erbeben erschüttert. Im Kirchenturm stieß die Glocke an den Hammer und ertönte zweimal54). Wahrscheinlich erschütterte dieses Erdbeben so sehr die uralte und 48) „Haec dies memorabilis est, quo primos pro nova missionis febrica coeperimus labores, quos faciat Deus optimus continuari successibus et absolvi celerime ad majorem nominis sui glóriám, patrum nostrorum commoditatem, ac praesidii hujus május decus et ornamentum.“ (Ephem. pg. 7). 49) A. a. O., p. 72. 50) A. a. O., 74. 51) „Deseruimus, jussu Excellentissimi Domini antiquum refectorium et culinam retraximus nos ad novum aedificium ...“ A. a. 0., pg. 109. 52) Ephemerides, pg. 173. 53) Michael Stanislavich starb 1741. Der Bischof betrauerte ihn in ganz be­sonderer Weise. Am ersten Jahrestag (anniversarium), am 26. Juni 1742 hielt der Bischof das Requiem am Hochaltar, während zu gleicher Zeit an den Seiten­altären 12 stille Requien gehalten wurden, die Tumba von vielen Kerzen um­geben, „exstructum pegma lugubre int. candelas ardentes virgineas ...“ Ephem. p. 279. Aus dieser Hauschronik erfahren wir, daß damals täglich dreimal, morgens, ferner um 12 Uhr mittags und abends um 6 Uhr für den Toten geläutet wurde. 54) „Hodie post 12-am observatum est hic loci terrae motus adeo vehe­mens, ut campana horologii in malleum sibi imminentem impingens bene multos sonoros ictus ediderit, spatio fere, quo bis Angelica recitari posset a salutatio.“ Ephem. pg. 225.

Next

/
Thumbnails
Contents