Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 3 und gesuntheit“ und sandte ihm außerdem wertvolle Rezepte, was Maxi­milian bewog, sich für ihn beim Kaiser zu verwenden9). Die Tätigkeit von Leibärzten in Österreich läßt sich nicht, wie dies in Frankreich oder in Ungarn der Fall ist, bis ins 8. oder 11. Jahrhundert zurückverfolgen, jedoch kann man seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts, zur Zeit der letzten Babenbergerherzoge, „phisicos“ nachweisen. Diese Ärzte sind im Rahmen einer Untersuchung über das Kanzleiwesen bereits eingehend gewürdigt worden10 11). Trotzdem bleibt weiterhin zweifelhaft, ob der Kaplan Gerhard, der in der Wiener Vorstadt 1208 zu Ehren des Hl. Geistes und des hl. Antonius eine Kapelle gestiftet hat, als Leibarzt Herzog Leopolds VI. angesehen werden darf. Er wird nämlich nur in einer Fälschung, die vor dem Jahre 1272 entstand, als solcher b e z e i c h- n e t. Kaplan Gerhard soll nach Vermutung Meillers mit jenem diplomati­schen Kurier identisch sein, der mit Papst Innozenz III. über die Be­gründung eines Bistums Wien verhandelte, doch ist dafür keinerlei Beweis zu erbringen 1:l). Der Arzt Magister Heinrich ist in der Zeit von 1204 bis ca. 1239 in den Urkunden zu finden und spielte als herzoglicher Protonotar eine entscheidende Rolle. Als Herzog Friedrich II. am 27. März 1240 die Überlassung von Bergrechten zu Rohrbach an die Johann Baptist-Kapelle zu Klosterneuburg bestätigte, scheint unter den Zeugen auch „magister Symon physicus noster“ auf12). Rudolf von Habsburg setzte seinen Sohn Albrecht 1279 als Reichs­statthalter in Österreich und Steiermark ein, 1282 erfolgte die Belehnung mit allen babenbergischen Ländern. Albrecht, der mit Hilfe schwäbischer Adeliger seine Besitzungen verwaltete, hatte wenig Kontakt mit der Bevölkerung des Landes. Die Interessen Friedrichs I. und insbesondere Leopolds I. und Ottos galten zumeist noch den Vorlanden. Erst Albrecht II. besann sich anders: er betrieb österreichische Territorialpolitik und versuchte die durch die Kriegführung Friedrichs stark in Mitleiden­schaft gezogene Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das außenpolitische Konzept dieser Habsburger und die daraus resultierende geringe Bindung an ihre Neuerwerbungen spiegelt sich auch in der Auswahl ihrer Leibärzte wider. Bis zu Herzog Albrecht II. ist, von einer 9) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiser­hauses. Bd. XX, S. CLXXXIX, n. 18302. Margarete Ortwein, Der Innsbrucker Hof zur Zeit Erzherzog Sigmunds des Münzreichen (Dissertation Innsbruck 1936), S. 163. 10) Heinrich Fichtenau, Die Kanzlei der letzten Babenberger (MIÖG 56, 1948), S. 259, 243 und 262 ff. 11) Fichtenau, Die Kanzlei (MIÖG 56), S. 260. Diese Vermutung bringt auch Heinrich Adler, Ein halbes Jahrtausend (Festschrift anläßlich des 500- jährigen Bestandes der Acta facultatis medicae Vindobonensis. Wien 1899), S. 10. 12) Fichtenau-Zöllner, Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich. Bd. 2 (Wien 1955), n. 355. 1*

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