Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

4 Harry Kühnei einzigen Ausnahme abgesehen, keiner der Ärzte österreichischer Her­kunft. Als erster Leibarzt der Habsburger tritt uns 1274 Magister Heinrich von Viliingen 13) entgegen. Er wird in einem Würzburger Formularbuch als solcher genannt und ist 1290 als canonicus ecclesie Constanciensis nachweisbar14). Landulf von Mailand. Er war, wie wir aus einem Schreiben vom Jahre 1295 wissen, durch 18 Jahre König Rudolfs I. physicus und soll sich auch in Österreich und Böhmen aufgehalten haben. In einer Konstanzer Urkunde aus dem Jahre 1285 wird die Position Landulfs mit „des römischen kunges arzat“ ge­kennzeichnet. 1289 bezeugt er in seiner Eigenschaft als Leibarzt und Kaplan des Königs eine Urkunde Rudolfs. Landulf, ein gebürtiger Ita­liener, wurde zunächst Dompropst von Worms und schließlich — 1295 — Bischof von Brixen 15). Es spricht übrigens für die Anerkennung seiner medizinischen Fähigkeiten und für sein diplomatisches Geschick, daß er nach dem Tode Rudolfs auch Leibarzt und Vertrauter König Adolfs wurde. 1294 schickte Adolf ihn mit anderen geheimen Räten in die Lom­bardei, damit er dort an Königs Statt den Treueid entgegennehme. Ein Jahr später wurde Landulf nach Rom zu Bonifaz VIII. gesandt und vom Papst mit einer besonderen Mission an den König zurückgeschickt16). Landulf von Mailand galt als Schützling der Orsini und hoffte, die Söhne Meinhards von Tirol mit dem Papst, dem Bischof von Trient und König Adolf auszusöhnen17). Um 1301 dürfte ihn der Tod ereilt ha­ben 18). Albrecht I. besaß in der Person Jacob Bertholdis einen Arzt und Kaplan, über den wir jedoch keine andere Kunde haben, als daß ihm 1303 eine Pfründe in der Salzburger Diözese verliehen wurde19). Einer hervorragenden Persönlichkeit der Gelehrtenwelt ist im Zusammenhang mit Herzog Albrecht noch zu gedenken. Es ist dies Magister Ulrich, Rektor der Stephansschule, der mit Engelbert von Admont eng befreun­13) Oberamtsstadt in Baden. 14) Alphons Lhotsky, Ein Würzburger Formularbuch aus dem 13. Jahrhun­dert (MIÖG, Erg. Bd. 12, 1933), S. 282. 15) Oswald Redlich, Zur Geschichte der österreichischen Frage unter König- Rudolf I. (MIÖG, Erg. Bd. 4, 1893), S. 146, Anm. 2 und S. 164, Beilage 3. Oswald Redlich, Rudolf von Habsburg (Innsbruck 1903), S. 730, Anm. 3. Paul Ladewig, Regesta episcoporum Constantiensium. Bd. 1 (Innsbruck 1895), n. 2627. J. Fr. Böhmer, Regesta Imperii VI/1, n. 2229. 16) Böhmer, Regesta Imperii VI/2, n. 359, 388, 389, 596 und 623. 17) Arnold Busson, Rezension über Mitteilungen aus dem vatikanischen Archive, Bd. 1 (MIÖG 12, 1891), S. 349. ls) B. Gams, Series episcoporum (Ratisbonae 1886), S. 265. 19) Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien 1/1, n. 103.

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