Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

518 Literaturberichte sehe aedificia sacra, pia et profana“, die allein in diesem Rahmen berück­sichtigt wurden; als Verfasser konnte der Jesuit bzw. Weltpriester P. Ignaz Seyringer (gest. 1777) nachgewiesen werden, der auch die Sint-Chronik als Quelle benützte. Beide Chroniken enthalten überaus reiche topographische Angaben, besonders Daten zur Baugeschichte der bedeutenderen Linzer Bauten, aber auch lebendige Schilderungen von Kriegen und Bauernauf­ständen, Seuchen und Überschwemmungen, Hungersnöten und Teuerungen. Wertvoll sind auch die Listen der Stadtpfarrer 1286—1770 (S. 16 f. und 140 f.), der Bürgermeister 1492—1821 (S. 27 f.), der Stadtschreiber und Stadtsyndici 1435—1778 (S. 28 f.), der Seelsorger im Bürgerspital 1335 bis 1772 (S. 51 ff. und 141 f.). Die Chroniken sind mit einem umfangreichen Sach- und Namensweiser (S. 145—206) ausgestattet. Otto Friedrich Winter (Wien). M a a ß Ferdinand, Der Josephinismus. Quellen zu seiner Geschichte in Öster­reich 1760—1790. Amtliche Dokumente aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv und dem Archiv des Wiener Schottenstiftes. III. Band. Das Werk des Hofrats Heinke. Fontes rerum Austriacarum, Österreichische Geschichtsquellen 2. Abt. Diplomataria et acta. 73. Band (1956). Verlag Herold Wien—München 1956, X + 498 Seiten. S 162. — Die in den beiden ersten Bänden dieser monumentalen Edition veröffent­lichten Quellen führten in die kirchenpolitische Praxis in der Zeit Maria Theresias und Josefs II. ein *). An Hand reichen archivalischen Quellen- materials konnte der Verf. die Ausbildung jener staatskirchlichen Grund­sätze, welche von der Forschung den Namen Josephinismus erhalten hatten, zeigen. Waren die beiden ersten Bände vor allem den Denkschriften Kaunitz an seine beiden Monarchen und den Verhandlungen zwischen der Staats­kanzlei und der römischen Kurie gewidmet, so bringt der jetzt vorliegende dritte Band eine mit zahlreichen Dokumenten belegte Würdigung der Tätig­keit des Hof rates Franz Josef von Heinke, der neben Kaunitz in ganz beson­derem Maße an der Ausbildung der josephinischen Grundsätze und der praktischen Durchführung der staatlichen Zwangsmaßnahmen gegen die Kirche Anteil hatte. Es ist ein unbestreitbares Verdienst des Verf., die Persönlichkeit und das Wirken Heinkes der Vergangenheit entrissen zu haben. Heinke war als Chef des geistlichen Departements für das Zustande­kommen der staatlichen Eingriffe in innerkirchliche Angelegenheiten ver­antwortlich. Die Erfolge der Kaunitzschen Diplomatie gewinnen von hier aus eine besondere Beleuchtung. Kaunitz selbst hat vielleicht am treffend­sten Heinkes Wirken gekennzeichnet, als er sich äußerte, Heinke müßte „in einer so haicklichen sache gleichsam das eis brechen“. Treffender hätte ihn auch kein moderner Historiker charakterisieren können. Die österrei­chische Staatsverwaltung verdankte Heinke die geistige und juristische Durchbildung ihrer staatskirchlichen Maximen. In Heinkes Anschauungen sind die Einflüsse seiner Studien bei Christian Wolff unverkennbar. Eine Lektüre der in diesem Band abgedruckten Aktenstücke zeigt mit eindring­licher Deutlichkeit, wie sehr Heinke dem Rationalismus verfallen war und >) Vgl. Rez. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4 (1951) S. 316 —319.

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