Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung
458 Literaturberichte im Bezirk von Neulengbach, statistisch nach Orten aufgeschlüsselt, zusammengestellt 142). Das unwegsame Gebiet um den Schöpfl erwies sich dabei als sicherer Zufluchtsort für die Bevölkerung. Kittier hat über den aus Sachsen stammenden Oberingenieur Georg Rimpier, der 1683 bei der Belagerung Wiens einer tödlichen Verwundung erlag, z. T. nach Quellen des Wiener Kriegsarchivs zwei kriegsgeschichtliche Studien verfaßt und die Bedeutung des Mannes für die Geschichte des Befestigungswesens besonders hervorgehoben143). Für die Geschichte der Belagerung Wiens ist das Photo, das Kittier in seinem zweiten Aufsatz bringt, von Wichtigkeit. Es stellt ein Modell der von den Türken angegriffenen Festungsfront von Wien dar, das sich früher im Dresdner Heeresmuseum befand und bisher unbekannte Einzelheiten erkennen läßt. Das Kundschafterwesen während der Belagerung hat Sturminger untersucht und einige Quellen im Anhang veröffentlicht144). Besonders beschäftigt er sich mit der Person Kolschitzkys, dessen legendäre Rolle auf Grund des urkundlichen Materials doch sehr reduziert werden muß. Nicht einmal die Sage, daß er den ersten Kaffee nach Wien gebracht habe, stimmt. Kaffee war in Wien schon vor der Belagerung bekannt; Kolschitzky war nur einer der ersten Kaffeesieder Wiens. Eine andere Legende über das Jahr 1683, die von Heldenmut der Wiener Bürgerschaft, wird von Gugitz grausam zerstört145 146). An Hand der Totenprotokolle stellt er fest, daß die Verluste der Wiener im Kampfe ziemlich gering waren. Es bedurfte überhaupt scharfer Drohungen Starhembergs, um defaitistische Strömungen zu unterdrücken. Nur die Handlungsdiener zeigten ein gewisses Maß an Tapferkeit und Eifer, im wesentlichen besorgte jedoch das Berufsmilitär die Verteidigung der Stadt. Als Onno Klopp seinerzeit die Opferwilligkeit und Leistungen der Wiener von 1683 in Zweifel zog, wurde er von einer Welle lokalpatriotischer Entrüstung zum Schweigen gebracht. In unseren Tagen wurde der Aufsatz von Gugitz kaum zur Kenntnis genommen. Otruba hat die Kreudenfeuersicherung der Stadt Wien im 16. und 17. Jahrhundert untersucht und festgestellt, daß im Jahre 1683 das wohl ausgeklügelte System versagte, weil die Vorschriften nicht beachtet wurden 14°). Der schlampige Leichtsinn hat, wie auch Kleinschroth betont, sicher viele Menschenleben gekostet. 142) H. F. Bönisdh-R. Büttner - A. Diry - A. Öllerer, Das Türkenjahr 1683 (Kennst Du die Heimat ? Heft 4). Neulengbach 1951. 143) G. A. Kittier, Georg Rimpier. Kaiserlicher Obristleutnant und Oberingenieur im Türkenkrieg 1683. (Zeitschrift f. Geschichte des Oberrheins, 99. Bd., 1951, S. 193 ff.) und Neue Beiträge zur Beurteilung Georg Rimpiers, des Oberingenieurs bei der Belagerung Wiens im Jahre 1683. (MIÖG. 54, 1956, S. 25 ff.) 144) Walter Sturminger, Die Kundschafter zur Zeiti der zweiten Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683. (Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, 2. Bd., MÖStA. Erg.-Bd. 3, 1951, S. 349 ff.) 145) Gustav Gugitz, 1683 und die Bürger Wiens. Legende und Geschichte. (Unsere Heimat, Jg. 25, 1954, S. 108 ff.) 146) Gustav Otruba, Die Kreudenfeuersicherung der Stadt Wien im 16. und 17. Jahrhundert. (Unsere Heimat, 27. Jg. 1956, S. 100 ff.) Vgl. von demselben: Zur Geschichte des Fernmeldewesens in Österreich. (Jahresbericht 1955/56 des Technologischen Gewerbemuseums. Wien 1956.)