Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

448 Literaturberichte wir Georg Schreiber88). In einer speziell dem westfälischen Raum gewid­meten Studie weist derselbe Verfasser nach, wie durch das Türkenmotiv auch das österreichische Barock und seine Kultur ins Reich wirkte89). Auch diese Arbeit bietet einen dankenswerten Überblick über die einschlä­gige Literatur. Gustav Gugitz hat in einem Aufsatz die Gnadenstätten Österreichs im Hinblick auf das Türkenmotiv untersucht90). Das Jahr 1526 bezeichnet den eigentlichen Beginn der österreichisch- osmanischen Auseinandersetzung; schon der erste größere Waffengang führte 3 Jahre später die Heeresmassen des Sultans vor die Mauern von Wien. Eine große Hilfe für die künftige Geschichtsforschung stellt die Biblio­graphie und Ikonographie Sturmingers zu den beiden Wiener Türken­belagerungen dar91)- Der Verfasser, selbst ein versierter Sammler auf diesem Gebiet, hat alle Wiener Bibliotheken und sonstigen Sammlungen, darüber hinaus aber auch die Kataloge der Antiquariate und die bedeuten­deren europäischen Bibliotheken durchforscht. Auch die zahlreichen Auf­sätze in Zeitschriften wurden berücksichtigt, Zeitungsartikel ausgewählt. Ebenso wurden belletristische Werke aufgenommen. Von den mehr als 3000 Titeln betrifft ungefähr nur ein Sechstel die Belagerung von 1529, das meiste der verzeichneten Werke handelt jedoch über die zweite Belage­rung. Die Bibliographie ist umso wertvoller, als seit 80 Jahren nichts der­artiges mehr erschienen ist und es ist bezeichnend, daß diese Arbeit von einem privaten Sammler geleistet werden mußte92). Die wichtigste orientalische Quelle über die erste Türkenbelagerung, der Bericht eines persischen Anonymus wurde kürzlich unter Berücksichti­gung aller überlieferten Varianten von dem tschechoslovakischen Orientali­sten Tauer ins Deutsche übersetzt93 *). Wie aus der vorzüglichen Einleitung hervorgeht, wurde der Bericht 1536 für den Großvezir Ibrahim Pascha verfertigt, dessen Rolle dementsprechend hervorgehoben erscheint, beson­ders in der Vorgeschichte des Feldzuges. Die Darstellung ist durchaus subjektiv, etwa bei der Entschuldigung des unter Wortbruch erfolgten Gemetzels unter der deutschen Besatzung von Ofen, oder bei der Darlegung der Gründe Süleimans für den Abbruch der Wiener Belagerung. Hervor­88) Georg Schreiber, Das Türkenmotiv und das deutsche Volkstum. (Volk und Volkstum. Jahrbuch für Volkskunde, 3. Bd., 1938, S. 9 ff.) 89) Georg Schreiber, Deutsche Türkennot und Westfalen. (Westfälische For­schungen, 7. Bd., 1953—54, S. 62 ff.) 90) Gustav Gugitz, Das Türkenmotiv in den Gnadenstätten der Ostmark (Jahrbuch f. Landeskunde v. Niederdonau, 28. Jg., 1939—43, S. 363 ff.). 91) Walter Sturminger, Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelage­rungen Wiens 1529 und 1683. (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 41) Graz 1955. Vgl. dazu die Ergänzungen vor allem aus der polnischen Literatur von O. Forst Battaglia in der Österr. Furche Nr. 11 vom 12. März 1955, S. 10 f. Gustav Gugitz, Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien, nebst Quellen- und Literaturhinweisen. Wien enthält im 1. und 3. Bd. (1947 und 1956) nur die wichtigere Literatur. °2) Vgl. die Besprechungen von Richard F. Kreutei (WZKM. 52, 1955, S. 427 ff.) und Reinhold Lorenz (HZ. 181, 1956, S. 461 ). ") Felix Tauer, Solimans Wiener Feldzug. Gekürzte Übersetzung des persi­schen Anonymus Selim Aga 769 und Aja Sofja 3392 (Archiv Orientálni 24, 1956, S. 507 ff.).

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