Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Rezensionen 511 Schaft und Kirche, lassen, da durch die Kriegsereignisse die Fesseln ge­lockert sind, die zur Verteidigung der Heimat aufgerufenen Bauern viel­fach zu Wegelagerern werden, die nun ihrerseits von den flüchtenden Geistlichen, Herren und Bürgern ihren Wegzoll einheben. Wie Kleinschroth mit den aufsässigen Bauern fertig wird, wie er sie zu nehmen versteht, zeigt, daß er sie ganz genau kennt und weiß, wo sie der Schuh drückt. Die von ihm wiedergegebenen Unterhandlungen mit den Bauern gehören wegen ihrer Unmittelbarkeit mit zum Originellsten dieses prächtigen Buches. Das vom Stiftsarchivar von Heiligenkreuz, P. Hermann Watzl, mit ausge­zeichnetem Sprach- und Sachkommentar herausgegebene Tagebuch des Balthasar Kleinschroth bildet für viele Orte seines Fluchtweges die einzige authentische Quelle über die Ereignisse aus dem Schicksalsjahr 1683. Diesem Buch, das wahrlich mehr als eine historische Chronik ist, kann man, ja muß man mit voller Überzeugung weiteste Verbreitung wünschen. Dieser Meinung wird sich wohl jeder, der dieses prächtige Buch einmal angefangen hat zu lesen, anschließen. Dem Herausgeber gebührt der Dank, daß er es durch seine sachkundige Interpretation dem allgemeinen Verständnis erschlossen hat, ohne die Originalität des Werkes zu beeinträchtigen, dem Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien dafür, daß er die Drucklegung ermöglicht und dem Verlag, daß er es so ansprechend ausgestattet hat. Richard B 1 a a s (Wien). Krupp und die Hohenzollern. Aus der Korrespondenz der Familie Krupp 1850— 1916. Herausgegeben von Willi Boelcke. Quellenveröffentlichung aus dem Deutschen Zentralarchiv Merseburg Rütten und Loening, Berlin 1956. VII und 163 Seiten. Die Zusammenhänge der Hochfinanz und Großindustrie mit der Politik wurden bisher in Deutschland (und auch in Österreich) von der Geschichts­wissenschaft wenig beachtet und ihre Bedeutung geflissentlich unter­schätzt. Wenn solche Verflechtungen erst in der jüngeren Vergangenheit, vor allem beim Aufstieg Hitlers, besonders ins Auge fielen, so bestanden sie schon im 19. Jahrhundert. W. F. Hallgarten ist ihnen in letzter Zeit in umfassenden Studien, die sich auf archivalische Quellen stützen konnten, nachgegangen. Die vorliegende Publikation aus der deutschen Ostzone wird — wie zum Hohn — von W. Nissen mit einem Wort Bismarcks über Notwendig­keit und Nützlichkeit von Quelleneditionen durch die Archive eingeleitet. Sie hat sich das Ziel gesetzt, „die Forschung an die Vielschichtigkeit der Beziehungen von drei Kruppgenerationen mit den Spitzen des monarchi­schen Preußen-Deutschlands heranzuführen durch Erschließung der im Deutschen Zentralarchiv Merseburg vorhandenen Teile ihrer amtlichen und privaten Korrespondenz.“ Wie es in der Vorbemerkung weiter heißt, han­delt es sich bei der vorliegenden Publikation nicht um eine Auswahl von Dokumenten unter politischen oder wirtschaftsgeschichtlichen Gesichts­punkten, sondern um eine durch die Überlieferung bestimmte Dokumenten­sammlung, unabhängig von aller inhaltlich-thematischen Begrenzung. Es wurden Schriftstücke aus der Feder der Krupps herangezogen, ohne Rück­sicht darauf, ob der Inhalt politischer oder privater Natur war. Da es aber

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