Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung
512 Literaturberichte später ausdrücklich heißt, daß die vorliegende Veröffentlichung nicht den Anspruch auf Erfassung aller Krupp-Originale in den verfügbaren Repo- situren des Deutschen Zentralarchivs Merseburg erhebt, sind die Grundsätze der Sammlung nicht recht einsichtig und die diesbezüglichen Angaben widersprechend. Das Material wurde in erster Linie den in das ehemalige Preußische Geheime Staatsarchiv gelangten Ministerialregistraturen der Zentralbehörden des preußischen Staates und einzelnen Nachlässen entnommen. Ein geringer Teil stammt aus dem Brandenburg-Preußischen Hausarchiv. Am ergiebigsten war das Archiv des Geheimen Zivilkabinetts. Einen empfindlichen Verlust für die künftige Krupp-Forschung bedeutete die Vernichtung des Heeresarchivs in Potsdam im zweiten Weltkrieg. Die veröffentlichten Akten setzen mit dem Jahr 1850 ein und spiegeln zunächst den Kampf Alfred Krupps um das Monopol der Kanonenfabrikation wider. Im zähen Ringen gegen vielfältige Widerstände, z. B. des liberalen Handelsministers v. d. Heydt oder des konservativen Kriegsministers Roon gelingt ihm während des Aufschwungs des Rüstungsgeschäftes nach 1860 der Aufstieg zum Kanonenkönig. Schon frühzeitig genießt der sich als großer Patriot gebärdende Industrielle Gunst und Förderung des Prinzen und späteren Königs und Kaisers Wilhelm. Diesem Fürsten verdankt Alfred Krupp in erster Linie nach der Reichsgründung jene großzügigen Staatssubventionen, die ihm nicht nur die Fortführung seines zeitweise sehr gefährdeten Werkes ermöglichten, sondern auch die Sicherung seiner Rohstoffbasen und den technischen Ausbau seiner Betriebe. Bald bestimmt Krupp die preußische Rüstungspolitik. Die letzten zehn Jahre seines Lebens stehen bereits unter dem anwachsenden Druck der sozialen Frage. Trotz seines von den staatlichen Stellen unterstützten Kampfes gegen die sozialistischen und katholischen Arbeitnehmerverbände wird 1881 der Arbeiterkandidat der Zentrumspartei im Wahlkreis Essen in den Reichstag gewählt. Mit Friedrich Alfred Krupp begann für die Firma eine neue Ära, vor allem auch infolge der nunmehr persönlich überaus engen Beziehungen zu dem jungen Herrscher Wilhelm II., dessen Flottenpolitik der deutschen Rüstungsindustrie neue Bahnen wies. Während Krupp — nicht immer mit Geschick — Einfluß auch auf die Presse zu gewinnen trachtet, erwachsen ihm wegen seines scharfen Unternehmerkurses links und rechts neue Feinde. Der Skandal um sein Ende zeigt, daß sich die Firma bereits zu sehr dem Lichte der Öffentlichkeit ausgesetzt hat und zwingt die Nachfolger zu größerer Vorsicht und Zurückhaltung. Die Heirat von Krupps Tochter Berta mit Gustav v. Bohlen und Haibach symbolisiert die Allianz von Regierungs- und Finanzaristokratie in der Wilhelminischen Epoche. Ein höllisches Rüstungstempo endet im ersten Weltkrieg. In diesen Jahren tritt bereits die Persönlichkeit Hugenbergs in Erscheinung, die in den späteren Jahrzehnten eine so verhängnisvolle Rolle in der deutschen Geschichte spielen sollte. Die Denkschrift Krupps über die Kriegsziele (1914/1915), die im letzten Abschnitt veröffentlicht wird, paßt an sich zu dem bekannten Bild über die Stellung der deutschen Schwerindustrie im ersten Weltkrieg. Sie ändert