Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

Rezensionen 509 beginnt mit der Zunftrevolution die erste der langen Reihe der Stadt­chroniken. 1367 meldet das Stadtsteuerbuch „Fuckher advenit“, der Weber Hans Fugger war vom Lechfelddorf Graben zugewandert. In diesen Steuer­büchern, die ab 1396 auch die Vermögen der Bürger verzeichnen, kann man den auf dem Fernhandel und der Barchentweberei beruhenden wirtschaft­lichen Aufstieg Augsburgs genau verfolgen. 1449 bestand hier die erste Meistersingerschule Deutschlands, um 1450 schrieb Burkhart Zink seine Stadtchronik, die im dritten Buch die erste bürgerliche Selbstbiographie Deutschlands enthält. 1473 wurde die Welser’sche Handelsgenossenschaft gegründet. Im folgenden Jahrhundert, der Zeit der Weltgeltung der Fugger und der glänzenden Reichstage, wurde die Reichsstadt ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Reiches. Der dreißigjährige Krieg brachte den endgültigen Abschluß des goldenen Zeitalters. 1805 wurde die alte Reichsstadt, freilich nur mehr ein Schatten der stolzen Vergangenheit, Bayern einverleibt, im zweiten Weltkrieg sind auch viele der steineren Zeugen einstiger Herrlichkeit zerstört worden. Dem Verf. wurde, wie die Besprechung Friedrich Zoepfls in der Zeit­schrift für bayerische Landesgeschichte Bd. 20 (1957), S. 343, mitteilt, auch die Abfassung einer großen wissenschaftlichen Stadtgeschichte an­vertraut. Für diese Aufgabe hat er sich mit der vorliegenden Arbeit bestens empfohlen. Das Leben innerhalb der Stadt, das Geschick der unteren Stände, reizvolle Detailschilderungen aus der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte können erst im Rahmen einer mehrbändigen Geschichte erwartet werden. In der vorliegenden Kurzfassung ist aber alles Wesentliche mit besonderer Betonung der Wirtschaftsgeschichte und der Stellung Augsburgs zum Reich enthalten. Dem Inhalt entspricht die vornehme Ausstattung des Buches, vor allem der vorzügliche Bilderteil. Hans Wagner (Wien). Quellenwerke. Das Urbar der Vorderen Grafschaft Görz aus dem Jahre 1299. Im Aufträge der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Herausgegeben von Friede­rike Klos-Buzek. Gedruckt mit Unterstützung der Kärntner Landesregie­rung und der Tiroler Landesregierung. Wien 1956. In Kommission bei Hermann Böhlaus Nachf., Graz—Köln. LVIII + 143 Seiten, 2 Tafeln, ö. S. 120.—. Eine moderne Darstellung der territorialen Entwicklung der Görzer Herrschaften ist noch nicht geschrieben. Umso mehr ist es zu begrüßen, daß das älteste Urbar der Vorderen Grafschaft Görz nunmehr in einer Aus­gabe vorliegt. Obwohl die Quellen erst um 1500 von einer Vorderen Graf­schaft sprechen, konnte von der Herausgeberin mit Fug und Recht der Titel „Urbar der Vorderen Grafschaft Görz“ gewählt werden, da eine eindeutige topographische Festlegung auf den Raum der aus einer Vielheit von grund- herrlichen, gerichtlichen, vogteilichen und Regalrechten erwachsenen Herr­schaft möglich ist. Wie die Herausgeberin nach weisen konnte, entstand das Urbar in der 1. Hälfte des Jahres 1299 unter Zugrundelegung älterer, ver­schollener Urbarialaufzeichnungen im Auftrag des Grafen Albert I. von Görz-Tirol. Die Angaben des Urbars geben einen guten Einblick in die Lagerung des görzischen Besitzes, der sich vom Pustertal ins Möll- und Gailtal und bis hinein nach Villach hinzog. Verwaltungsmittelpunkt dieses

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