Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung

492 Litera turbeiichte ohne Residenz, ohne Seminar, fast ohne Klöster, mit verwahrloster Seel­sorge. Ziegler stürzt sich in die Arbeit, reibt sich auf bei Visitationen, kommt in Gegenden, die nie ein Bischof besucht hatte, firmt in einem Jahr 400.000 Kinder, — der Linzer Bischof hatte in acht Jahren nur 267.000 Fir­mungen vorgenommen. Worauf er hier in Galizien besonderes Gewicht legte, — die Sorge für den Klerus, die Berufung von Ordensleuten, besonders der Jesuiten, die genaue Kenntnis der Nöte seiner Diözese, dies werden auch die Haupt­anliegen in dem 1825 übernommenen Bistum Linz werden. Hier hat er nun reichlich Gelegenheit, sich für die Freiheit der Kirche und gegen josephi- nische Aufklärungspolitik in zahlreichen Einzelfällen grundsätzlich und praktisch einzusetzen, nicht ohne persönlichen Mut. Bischof Ziegler, eine der markantesten Gestalten des österreichischen Katholizismus des 19. Jahrhunderts und gleichgesinnter Vorgänger des Bischofs Rudigier, ist besonders geeignet, um an seinem Lebenslauf die Entwicklung der Geistigkeit über die ganze josephinische Periode hin­weg, — deren Überwindung er noch erlebte —, zu messen. Dies geschieht in diesem Buche in sehr anerkennenswerter Weise, indem nicht inur aus­schließlich die Haltung des Bischofs, sondern der ganze Komplex der ver­schiedenen Angelegenheiten und Probleme kurz gezeichnet wird. Besonders verdienstvoll ist die sehr reichliche Quellenbenützung und dies umsomehr, als ein guter Teil der Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, die hier verwertet sind, 1945 teils verbrannt, teils geplündert wurde. Zudem ist es die Eigenart des Verfassers, sehr stark die Quellen selbst sprechen zu las­sen, wogegen die eigene Kombination, das Aufzeigen der großen Entwick­lungslinien und Zusammenhänge zurückbleibt. Diese Mängel ebenso wie die geringe Sorge um die Gewandtheit der Sprache geben jedoch dem Buch einen wohltuenden Charakter der Schlichtheit und Bescheidenheit, wobei der Autor sich gerne hinter den Urteilen der Zeitgenossen verbirgt und so nur indirekt sein eigenes aussagt. Und doch spricht aus jeder Zeile die Verbundenheit des Verfassers mit seinem Gegenstand bezüglich theologi­scher Kenntnisse und Tiefe der Auffassung. Anna Coreth (Wien). Kotasek Edith, „Feldmarschall Graf Lacy, ein Leben für Österreichs Heer. Verlag Ferdinand Berger, Horn, N.Ö., 1956, gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, des Notringes der wissenschaftlichen Verbände Österreichs und der Creditanstalt; 260 Seiten, 1 Abbildung. In der Reihe der Paladine Maria Theresias und Josephs II. wird dem Feldmarschall Franz Moritz Graf Lacy gemeinhin ein bescheidenerer Platz zugemessen, als seinen Waffengefährten in führender Stellung. Wenn auch sein Lebenswerk nicht in der Tätigkeit als Feldherr oder als politischer Berater seiner Monarchen gipfelte, darf nicht übersehen werden, daß seine Reformen als Präsident des Hofkriegsrates für die kaiserliche Armee bis weit in die Zeit der Revolutionskriege von grundlegender Bedeutung waren. Eine gerechte Würdigung dieses Schaffens wird Lacy auf den ihm gebüh­renden Ehrenplatz setzen. Derartige organisatorische Höchstleistungen können nur bei sachkundi­ger Durchforschung des umfangreichen Quellenmaterials erkannt und dar­

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