Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
NECK, Rudolf: Österreich und die Osmanen. Stand und Probleme der historischen Forschung
Rezensionen 493 gestellt werden, eine Aufgabe, der bisherige Veröffentlichungen nicht gerecht wurden. Allgemein gehaltene Formulierungen vermögen kein zutreffendes Bild erstehen zu lassen. Edith Kotasek schafft hier gründlichen Wandel, denn ihre Arbeit, deren Grundstock ihre Doktordissertation bildet, weiß die Bedeutung Lacys als Organisator und damit ein wichtiges Kapitel der Geschichte der obersten Kriegsbehörde Österreichs in helles Licht zu stellen. Liebevoll zeichnet die Autorin das Lebensbild des Feldmarschalls, ohne sich hiebei gegen das Gebot historischer Objektivität zu versündigen, denn sie weiß mit sicherer Hand Licht und Schatten zu setzen. Lacy gelangte dank seiner Herkunft schon in jungen Jahren zu führenden Stellungen bei der Armee im Felde. Als er 1758 zum Generalquartiermeister Dauns ernannt wurde, zählte er 33 Jahre. Seine entscheidende Mitwirkung am Tage von Hochkirch (14. Oktober 1758) wird hervorgehoben. Vielleicht treten bei diesem Kapitel der Lebensbeschreibung die Feldherrn Daun und Laudon zu sehr in den Hintergrund, was schließlich bei einer Biographie Lacys begreiflich ist. Von der Bedächtigkeit der damaligen Kriegführung hat sich Lacy zeitlebens nicht freimachen können. Das Beispiel des alten Feldmarschalls Otto Graf Abensperg-Traun, dessen Ratschläge es dem Prinzen Karl v. Lothringen im Jahre 1744 ermöglichten, den Preußenkönig ohne Schlacht aus Böhmen hinauszumanövrieren, hatte Schule gemacht und selbst Friedrich II. hat Traun als seinen Lehrmeister in der Kriegführung bezeichnet. Die Strategie des Manövers, wobei das Risiko einer Schlacht tunlichst vermieden wurde, bildete, wie der Feldzug 1778/1779 auf beiden Seiten erweist, bis zu den Revolutionskriegen immer mehr das Um und Auf der Feldherrnkunst. In den Jahren 1766 bis 1773 leitete Lacy den Hofkriegsrat. Seine bahnbrechenden Reformen an Haupt und Gliedern der Heeresorganisation werden im lehrreichsten Kapitel vorliegender Arbeit mit aller wünschenswerten Ausführlichkeit behandelt und lassen die Bedeutung Lacys für die Zukunft der Armee klar hervortreten. Als die schwankende Gesundheit des Feldmarschalls seinen Rücktritt vom Posten des Hofkriegsratspräsidenten nötig machte, bewies seine Ernennung zum Staats- und Konferenzminister das unveränderte Vertrauen seiner Monarchen. Als erster militärischer Ratgeber übte er bis zum Tode des Kaisers Joseph maßgeblichen Einfluß aus. Die Autorin bezeichnet ihn sinngemäß, wenn auch etwas eigenmächtig, als „Kriegsminister“. Auch aus diesem Abschnitte der Arbeit sind lehrreiche Einblicke zu gewinnen. Im letzten Dezennium des Lebenslaufes Lacys sehen wir ihn als politischen Ratgeber in der wenig glücklichen Zeitspanne der ersten Koalitionskriege. Ein sympathisches Schlußkapitel ist der Persönlichkeit des Feldmarschalls gewidmet. Das verdienstvolle Buch, dessen weitgehende Einfühlung in militärische Dinge hervorzuheben ist, leidet, wie so manche historische Veröffentlichung der Gegenwart, unter einem empfindlichen Mangel: der Verlag hat den umfangreichen Anmerkungsapparat nicht gebracht. Das auf drei Druckseiten zusammengedrängte Quellen- und Literaturverzeichnis gestattet zwar einen Überblick über das reichhaltige Material, auf welches sich