Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
CORETH, Anna: Die Karg-Bebenburg'sche Siegelsammlung
418 Archivberichte Die Sammlung der Siegelurkunden wird durch zwei Stücke von Handwerkerinnungen mit ihren redenden Wappen und durch einige Universitätsurkunden vom 18. Jahrhundert an abgeschlossen. Auch diese tragen mitunter sehr interessante Siegel und in einem Falle läßt sich abermals die Kontinuität der Siegelzeichnung bis ins späte Mittelalter zurück feststellen. Das Siegel der Universität Carlo-Ferdinandea in Prag19) trägt trotz allen Umwälzungen der Reformation und Gegenreformation nach wie vor ein großes Siegel von ausgesprochen gotischen Formen: es stellt die Stiftung der Universität durch Karl IV. dar. Um ein Vielfaches größer ist die Zahl der aufgedrücktenLack- und Papiersiegel, die entweder mitsamt dem Schriftstück, dem sie zugehören, — Urkunde, Patent, Vertrag, etc. — oder auch in abgeschnittener oder ausgeschnittener Form, wie solche Verstümmelung vielfach durch Sammler des 18. und 19. Jahrhunderts geschah, in die Baron Karg’sche Sammlung übernommen worden sind. Die Mannigfaltigkeit der Stücke, die ebenfalls zum Großteil im Einzelkauf erworben worden waren und nach denselben Prinzipien angeordnet sind, wie die Pergamente, ist zum mindesten ebenso groß. In diese Abteilung sind aber auch größere Gruppen zusammengehöriger Urkundenbestände eingegangen, etwa eine im folgenden Verzeichnis einzeln angegebene Reihe besiegelter Schriften des österreichischen Adels vor und nach 1600, eine Reihe von Theresien- rittersiegeln und eine Sammlung von Testamenten von Bürgern der Stadt Baden bei Wien des 18. Jahrhunderts, die archivalisch nicht unwichtig sind 20). Diese doppelte Sammlung wird durch zwölf vorwiegend mittelalterliche italienische T y p a r e, die wohl fast durchwegs ältere Kopien darstellen, deren Originale der Smitmer’schen Sammlung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs angehören, abgeschlossen. Mit dem gleichen Eifer, wie für die Beschaffung, Pflege, Anordnung und Registrierung der Originale wird von Karg-Bebenburg gleichzeitig eine Sammlung von Siegelabdrucken angelegt. Auch sie wurde, so wie die gesamte bisher beschriebene Kollektion, — mit Ausnahme einiger weniger vorhanden gewesener Stücke, — erst nach dem zweiten Weltkrieg neu begonnen, allerdings auf Grund alter Kenntnisse und Erfahrungen. Denn durch die Kriegsereignisse war die schon zu ansehnlichem Umfang gelangte Sammlung von Gipsabgüssen ebenso wie die kleinere Kollektion von Originalurkunden fast vollständig vernichtet worden. Mit bewundernswerter Energie begann der Besitzer infolgedessen nach dem Kriege von neuem, verlegte sich aber nun ausschließlich auf die Herstellung von Lackabgüssen nach Originalpetschaften (Typaren). Er hatte sich zu diesem Wechsel der Methode vor allem deshalb entschlossen, weil der Abdruck nicht sosehr den Charakter der Kopie, wie der Abguß, sondern, in gewissem Sinne, eines selbständigen Originals trägt; hingegen hat er der Kopie gegenüber den Mangel einer Beziehung zu einem bestimmten historischen Rechtsakt und Ereignis. Auf die Methode der Samut) S. 429. so) S. 432.