Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
CORETH, Anna: Die Karg-Bebenburg'sche Siegelsammlung
Österreich 417 von Hohenwarth, dem letzten seines Mannesstammes. Am 28. April 1565 kauft Andreas Eberhard Eauber zu Reineckh von Adam Herrn zu Lind- eckh die Herrschaft Talberg in der Steiermark; an dieser Verkaufsurkunde hängt allerdings nicht das Raubersche Siegel u). Der halbe Ochs mit dem Nasenring des Rauberwappens prangt aber auf einem besonders schönen Siegel des Eberhard Räuber von Talberg an einem Schuldbrief vom 1. Juni 1596 12). In ähnlicher Weise lassen sich auch Scherffen- berg’sche, Lamberg’sche und andere Urkunden und Siegel zusammenstellen und jeweils aus den anderen Reihen der Sammlung weiterhin ergänzen. Vom Beginn des 17. Jahrhunderts an werden dann die Regenten-, vornehmlich die Kaiserurkunden, wesentlich zahlreicher und neben kaiserlichen Wachssiegeln an Pergamentstücken von Mathias, Ferdinand II., Leopold I., Karl VI., Maria Theresia, Josef II. und Franz I. sind auch etliche sehr schöne abgerissene oder abgeschnittene Majestätssiegel hier vorhanden. Hiebei ist bemerkenswert, daß einige dieser Stücke bei Posse13) nicht zu finden sind14). Unter den geistlichen Siegeln jener Epoche ragt besonders jenes des Erzbischofs Leopold von Salzburg an der Urkunde vom 1. August 1729 hervor15), worin das reinste Hochbarock ausgeprägt ist, während das Siegel des fürstlichen Stiftes zu Hall in Tirol an einer Urkunde vom 17. Juni 1768 eine zarte Verkündigungsszene zeigt16 *). Maria Franziska Gräfin Fugger, neugewählte Priorin dieser habsburgischen Stiftung, belehnt die Stadt Lienz neuerdings mit dem Trogerhaus am unteren Stadtplatz. Die Urkunde stammt aus der letzten Phase des im Jahre 1783 im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen aufgelösten Stiftes. Unter den städtischen und bürgerlichen Siegelurkunden sind die des Peter des Ponhalm (Panhalm), Richters zu Steyr, an der oben erwähnten ältesten Urkunde von 1309 und des Peter des Sweinohrl, Richters zu St. Veit an der Glan, an der ebenfalls bereits angeführten Urkunde von 1369 die beachtlichsten ir). Interessant ist an dem Siegel der Stadt Landeck in Tirol an einer Urkunde von 1643 die Tatsache, daß es noch gotische Formen aufweist18). Gerade für Siegel von Städten und Märkten sind dieselben Siegelstempel durch lange Zeit, ja durch Jahrhunderte unverändert verwendet worden. u) S. 424. 13) S. 425, Feld 1 und 4 des Schildes; 2 und 3 zeigen einen aus dem Schilf hervortretenden Schwan. 13) Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751—1806, Dresden 1909—1913, Bd. 2—5. 14) Abgerissenes Majestätssiegel Kaiser Mathias’, S. 421. 1697 Mai 29, Graz, großes Kaisersiegel Leopold I. S. 420. 1787 Jänner 28, Wien, großes Kaisersiegel Josefs II. S. 420. In einigen Fällen stand Posse nur ein jüngeres oder weniger gut erhaltenes Exemplar eines Siegels zur Verfügung, als es die Sammlung aufweist. 15) S. 422. 13) S. 422. a) S. 423. is) S. 428. Mitteilungen, Band 10 27