Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
CORETH, Anna: Die Karg-Bebenburg'sche Siegelsammlung
416 Archivberichte und Sigmund Grüntaler (1490 Dezember 7, Linz) 4) und die seltene Darstellung des kreuztragenden Christus auf dem Siegel des Kustos Br. Leonhard an der Urkunde der Äbtissin des Klosters Minchendorf von 1476 März 28. (Abb. 5) 5). In diesem Zusammenhänge sei aber auch auf lose geistliche Siegel hingewiesen, die, um ihrer künstlerischen Qualität willen, besonders hervorragen: in jenen des Schottenklosters, 13. Jh., und des Bischofs von Gurk, 1299—1326, haben wir die ältesten geistlichen Siegel der Sammlung, die um etwas früher als die ältesten adeligen Siegel zu datieren sind, vor uns. Interessant, wenn auch etwas aus dem Rahmen fallend, der durch österreichische Provenienz gesteckt ist, ist das Sigillum des Abtes Johannes von Morimont (t 1460), — immerhin ist die Aufnahme in die Sammlung nicht nur um des Stückes selber willen, sondern auch wegen der engen Beziehungen zwischen österreichischen Zisterzienserklöstern und dieser burgundischen Abtei zu rechtfertigen. Ähnliches gilt von dem herrlichen Wachssiegel Herzog Heinrichs von Schlesien und Liegnitz an einer Urkunde vom 26. Juli 1571, das ein Außenseiter in der Sammlung ist6). Jetzt, im 16. Jahrhundert, mehren sich jedoch die österreichischen Adelssiegel. So weist ein Stück von 1505 gut erhaltene, in schwarzes Wachs geprägte Siegel der Khuenburg, Grim- schitz, Khevenhüller und Katzian auf7). Es lassen sich nun, trotz des Charakters der Zufälligkeit und Buntheit, den die Sammlung infolge der vorhandenen Erwerbungsmöglichkeiten besitzt, doch reizvolle Beziehungen zwischen Urkunden, deren Ausstellern und Sieglern finden, die nicht immer durch gemeinsamen Ankauf, sondern manchmal auch gerade durch das Zusammentreffen in dieser Sammlung zustande kamen. So gibt es hier vier zwischen 1491 und 1690 datierte Urkunden8), die sich auf Täufers in Südtirol beziehen und einen Einblick in die dortigen Herrschafts- und Besitzverhältnisse geben. Die Herrschaft Täufers war ein von den Fuggers erworbenes landesfürstliches Lehen. Aber auch einzelne Adelsgeschlechter kann man hier in mehreren Urkunden mit ihren Siegeln verfolgen: so die Gallenberg, von denen Dorothea, Gattin des Andre Hertenfelser, 1481 siegelt9), aber auch Christoph Herr von Gallenberg, 1535, dessen einfacher Wappenschild mit der aufragenden Spitze von der schwungvollen Helmzier gekrönt und umrahmt ist, entsprechend den in die Wappenkunst der Zeit eindringenden Renaissanceformen10). Die bekannte Familie der Herren von Räuber, so wie die Gallenberg aus Krain stammend, taucht hier erstmals mit einem Siegel des Christoph, Bischof von Laibach, des Ausstellers eben jener mit zahlreichen adeligen Siegeln behängten Urkunde vom 15. April 1535, auf; es handelt sich hier um einen Vertrag der Erben nach Erasem 4) S. 419. s) S. 421. 6) S. 419. 7) S. 424. 8) 1491 Nov. 16, 1548 Juni 30, 1597 August 3, 1690 April 17. S. 424 f. o) 1481 Mai 28. S. 424. Siegler ist deren Gemahl. 10) 1535 April 15. S. 424.