Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

CORETH, Anna: Die Karg-Bebenburg'sche Siegelsammlung

Österreich 415 reichischer Herkunft. Von den über 80 Pergamentstücken mit anhangen­den Wachssiegeln gehen sechs in das 14., fünf in das 15. und elf in das 16. Jahrhundert zurück. Es handelt sich hiebei zumeist um Urkunden von besonderer Schönheit. Im folgenden sind sie in kurzen Regesten ein­zeln verzeichnet. Die älteste Urkunde, am 13. April 1309 zu Garsten von Dietrich von Volckenstorf, einem Mitglied der bekannten obderennsischen Adels­familie, ausgestellt, trägt sechs anhangende Siegel, unter denen vier damals übliche Siegeltypen erkennbar sind: Reitersiegel, Helm-Schild- Siegel, Helmsiegel, Schildsiegel. Drei dieser Siegel gehören Familien­mitgliedern der Volckenstorfer an1). Ebenso wie diese Urkunde sind auch die nächstfolgenden aus den Jahren 1310, 1369, 1383 und 1398 von Interesse2). Dies gilt bezüglich des Inhalts besonders für das Stück vom 8. Juli 1369, wodurch der Ver­kauf eines Hofes und der zugehörigen Acker-, Wald- und Wiesenstücke an das Gotteshaus St. Veit an der Glan beurkundet wird. Durch diesen Ankauf wurde die gotische Erweiterung und Erneuerung der St. Veiter Pfarrkirche erst möglich. Das Siegel des Engelein Grazzlawer von der Glan, das an dieser Urkunde hängt, wird — so wie jenes kleine Siegel des Ulrich Fewr, der am 6. August 1398 die Schenkung einer Mühle durch Ulrich den Scheckh an einen Steyrer Bürger, Hans den Hebiser, besie­gelt — hier in Reproduktion wiedergegeben (Abb. 3 und 4). Wegen der in der Urkunde vom 13. Februar 1383 aufscheinenden Per­sonen, die mitten aus dem Kreis von Adeligen um Herzog Albrecht III. von Österreich stammen, ist diese für uns von noch größerem Interesse. Neben dem Siegel Alber des Stüchs von Trawtmansdorf, der als Aus­steller seinen Besitz seinem Neffen vermacht, hängen wohlerhaltene, in der Zeichnung äußerst klare Zeugensiegel von Vertretern der beiden Geschlechter der Liechtenstein, von einem Zelkingen, einem Rawenstein und einem Pottendorf an dieser Urkunde. Ulrich von Liechtenstein-Murau war als Landeshauptmann von Kärnten ebenso eine bedeutende Persön­lichkeit wie Hanns von Liechtenstein-Nikolsburg3), der Hofmeister Albrechts III., während Stephan von Zelkingen das Amt eines Hofmei­sters bei der Gemahlin des Herzogs versah. Diese in Wien ausgestellte wertvolle österreichische Urkunde, die eben für die Sammlung erworben wurde, war bisher der Wissenschaft unbekannt. Aus dem 14. Jahrhundert ist ferner ein loses Siegel Albrecht II. des Weisen erhalten, das die drei Schilde Österreichs, Steiermarks und Kärntens trägt (Abb. 2). Als besonders bemerkenswerte Beispiele spätgotischer Siegelschneide­kunst fallen unter den Wachssiegeln besonders zwei auf: ein prächtiges Exemplar eines großen kaiserlichen Majestätssiegels Friedrichs III. an der bisher verschollen gewesenen Wappenverleihungsurkunde für Kalman U S. 423. 2) S. 423. 3) Vgl. Jakob Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1, S. 217 ff. und 346 ff. Dort auch über die gegenseitigen Verwandtschafts­beziehungen (S. 360).

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