Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

WAGNER, Hans: Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730

198 Hans Wagner haben wolte, der in seiner abweßenheit die englische geschäfte besorgen würde. Er, der könig, hätte auf den articul von der heyrath geantworthet, wie die Sache von allzugroser consequenz 12), sogleich darüber sich zu er- klähren, weil aber Hotham nichts schrifftlich zu geben befehliget, so wollte er, der könig, durch den general Borck 13) dem Hotham die münd­liche antworth morgen ertheilen laßen. Es wären übrigens ihm alle die­jenigen angenehm, welche der könig von Engelland an seinem hoff accredi- tiren wollte. Der secretarius Geudike hätte hierauff sein creditiv mit einem compliment überreichet und er, der könig, solches höfflich beantworthet, auch sich nach dem zustand der königlichen famille erkundiget. Als er, der könig, nun geglaubet, es würde sich dieße audienz endigen, so hätte Hotham von neuem gegen ihm erwehnet, wie er noch eine vielleicht nicht allzu angenehme commission abzulegen befehliget, maßen der könig von Engel­land gezwungen würde, nochmahlen bey ihro mayestet um satisfaction wegen der impertinenten schreibarth des general von Grumbkau 14) anzu­halten, umsomehr da über die in copia bereits an könig gegebene brieffe gegenwärtiges originalschreiben — welches Hotham an den könig zu gleicher zeit überreichet — nach der hand in Engelland eingelauffen. Er, der könig von Preußen, hätte bey annehmung des Schreibens aus dem character des Grumbkau hand erkanndt, dem Hotham aber hierüber geant­worthet, wie er gehoffet, mann würde einmahl müde werden, seine treue diener bey ihm verhast zu machen und die histoire mit denen aufgefan­genen brieffen sollte geendiget seyn, umsomehr da er, der könig von Preußen, mehr ursach hatten, satisfaction zu begehren, daß mann seiner bedienten und unterhanen brieffe in England eröffnete. Mann spräche von doppelter heyrath und suche doch, noch eher mann solche geschloßen, diejenigen bey ihm verhast zu machen und zu entfernen, die in Engelland angesehen würden, als ob sie nicht blindlings dasjenige approbiren wolten, was mann alda vor gut fände. Wie er, der könig, dann noch mehrere harthe worthe ausgestoßen haben will, in seinem eyffer aber lezlich soweit ge­gangen, daß er dem Hotham den Grumbkauischen brieff vor die füße geworffen, sich umgekehret, beyde, den Hotham und Geudicke, stehen laßen und in seine retirade sich erhoben. Hotham seye, nachdem er den Grumbkauischen brieff wieder zu sich genommen, davon gegangen. Nach­mittags aber gegen 3 uhr hätte er, der könig, ein billet auf seinen tisch gefunden, in welchem Hotham um postpferde vor einen courier, auch vor seine eigene person angehalten, maßen er nach dem, was vormittag vor­12) Ebenda, fol. 88r: „Wichtigkeit“. is) Adrian Bernhard von Borck, seit 1728 geheimer Staats-, Kriegs- und Kabinettsminister, 1737 Feldmarschall, 1740 in den Grafenstand erhoben, geb. 1668, gest. 1741. 14) Friedrich Wilhelm von Grumbkow, der bekannte Günstling und Anhänger der kaiserlichen Partei, 1737 Generalfeldmarschall, Dompropst von Brandenburg und Erbjägermeister von Pommern, geb. 1678, gest. 1739.

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