Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)
WAGNER, Hans: Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730
Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730 199 gegangen, nicht mehr imstand, weither in publiquen geschafften etwas zu tractiren. Der general Borck seye kurz darauf bey ihm, dem könig, kommen und hätte ein anders vom legationssecretario Geudicke an Borck geschriebenes billet vorgezeiget, darinnen Geudicke zur Vermittelung dießer brouillerie vorgeschlagen, daß ihro mayestet gefallen möchte, den Hotham zu sich kommen zu laßen und ihm zu declariren, wie sie sich mit dem was vorgegangen übereilet, da alsdenn Hotham den Grumbkauischen brieff an ihm, dem könig, noch einmahl geben, er solchen annehmen und versichern solte, er wolle die Sache untersuchen und nach befinden satisfaction geben laßen. Der general Borck hätte gerathen, er, der könig, möchte solches ein- gehen, allein er hätte absolute verweigert, eine solche bassesse zu thun, endlich aber auf vieles Zureden dennoch permittiret, daß mann den Hotham künfftigen mittag zur taffel einladen solte, da er ohne weithere explication selbigen höfflich tractiren wolte. Die einladung seye auch würcklich geschehen, allein Hotham wäre nicht erschienen, sondern tags darauff fort nach Engelland, ohne ihn weither zu sehen, gereißet15). Dieße königliche erzehlung thauerte bey einer halben stunde und befahlen ihro mayestet dem general Seckendorff, des prinzen Eugenii durchlaucht von allem rapport abzustatten und deßen gedancken darüber zu vernehmen. Ihro königliche mayestet sazten sich alsdenn zur taffel, welches auch des cron- printzen hoheit mit allübrigen officiers thaten, ohnerachtet der cronprintz mit denen vorher angekommenen officiers albereit gespeißet hatte. Und blieben ihro königliche mayestet bey zwey stunden an der taffel, gingen nach selbiger, bis es völlig nacht wurde, im garthen mit dem general Seckendorff allein spazieren und war der meiste discours von des Hothams grober aufführung und dem hoffarth des englischen hoffs. Den 16. July kamen ihro königliche mayestet gegen 8 uhr früh schon zum Vorschein und kurz darauf funde sich aus Altenburg der herzog von Gotha mit seinem erbprinz 16) in Meuselwiz ein. Königliche mayestet aber hatten kaum eine Viertelstunde sich mit ihnen unterhalten, so sonderten sie sich von der gesellschafft ab und sazten sich mit dem general Seckendorff in einen sálion allein, alwo sie selbigen von des königs von Pohlen dem tag vom abschied aus dem campement17) gehaltenen discoursen verschiedene particularitaeten erzehleten, die alle dahin auslieffen, wie der könig von Pohlen von der französischen faction so eingenommen wäre, daß er wohl gemerckt, es würde viel mühe kosten, ihn auf die kayserliche * 1 15) Hier endet der Abdruck bei O n c k e n, a.a.O. is) Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, geb. 1676, gest. 1732, und sein Sohn Friedrich III., geb. 1699, gest. 1772. 17) Das Lager von Zeithain, wo Friedrich Wilhelm I. und der Kronprinz den Monat Juni über Gäste des Königs von Sachsen waren.