Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

BONACKER, Wilhelm: Leben und Werk des österreichischen Militärkartographen Cyriak Blödner (1672–1733)

Leben und Werk des österr. Militärkartographen Cyriak Blödner (1672—1733) 127 Auch die Geländeschraffe, die Wiedergabe der Hänge durch mehr oder minder dicht gescharte Striche, die der größten Neigung folgen, findet bei B. — immer aber unterstützt durch einen Farbton — in seinen Plänen, nicht aber in den Karten, Anwendung. In ihr dürfte er mehr als nur ein schmückendes Beiwerk erblickt haben. Diese Schraffen erfahren bei B. keine übereinstimmende Behandlung. Zu unterscheiden sind a) Schwung­striche, die über den Bergfuß nicht hinausführen (Taf. V, Fig. 11), b) sol­che, die sehr eng aneinander gefügt, gefiedert sind, Wimpern gleichen, und deren Spitzen in die Ebene hinein laufen (Taf. V, Fig. 12) und c) strahlen­förmig angeordnete Striche, die aufgelöst in Strichchen sich als Vorläufer unserer Geländeschraffen ausweisen (Taf. V, Fig. 10). Innerhalb derselben Karte — so in Nr. 33 — kommen, in Anpassung an die mehr oder minder hohe Lage der Berge oder an die unterschiedliche Bewegung des Geländes, gelegentlich verschiedene Methoden zur Anwen­dung (Taf. V, Fig. 3, 4, 6). Es fehlt auch nicht an Beispielen, in denen das Terrain in verschiedenen Karten für den gleichen Bergzug völlig über­einstimmend abgebildet ist (Taf. V, Fig. 3). Gewisse Darstellungen treten aber auch nur isoliert auf (Taf. V, Fig. 4, 5, 6, 9, 10, 12). Es kann nicht ausbleiben, daß Teile einzelner Karten auf uns Heutige einen manierierten Eindruck auslösen. Indes, wer sich der Geschichte der Landkarten zuwendet, sollte den Kartierungen gleichweicher Herkunft nicht aus der Sicht unserer Zeit gegenüber treten; vielmehr muß erdarauf ausgehen, sie aus dem Geist ihrer Zeit zu verstehen und zu würdigen. Auch bilden Landtafeln nicht die geeignete Plattform, sich in interessanten, aber letztendlich doch spekulativen Gedankengängen mit ihrem Inhalt zu be­schäftigen. Nein, ein gültiger Befund, ein sinnvolles Urteil sollte härter erarbeitet werden. Wir glauben vorstehend das Ringen unseres Kartographen, auch im Hinblick auf die zeichnerische Wiedergabe der Bodenerhebungen, abgeklärt zu haben. Einschränkender bewertete jüngst E. Arnberger dessen Kartenschaffen 67s). Einerseits spricht er wohl von „künstlerisch form­vollendet gezeichneten Kriegskarten“ — obwohl sie weit mehr als dies sind —, im gleichen Atemzug möchte er aber in diesen Landtafeln nur „Perspektivkarten“ sehen, was sie nicht sind! B. habe, so meint er, die „ältere Darstellungsweise an und für sich Zeit seines Lebens nie ganz zu überwinden vermocht.“ Gelegentlich der Besprechung des angezogenen, höchst beachtlichen Beitrages zur Geschichte der Themakarten sahen wir davon ab, auf dieses Vorbringen einzugehen«711). Hier darf aber ein solcher Befund nicht un­erwähnt, aber auch nicht unwidersprochen bleiben. Wer, wie Amberger, «7«) E. Arnberger: Beiträge zur Geschichte der angewandten Karto­graphie und ihrer Methoden in Österreich. (Festschr. z, Hundertjahrfeier d. Geogr. Ges. in Wien 1856—1956), Wien, 1957. — Sonderdr. S. 6. 67h) Kartogr. Nachr., 1957, S. 199.

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