Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

BONACKER, Wilhelm: Leben und Werk des österreichischen Militärkartographen Cyriak Blödner (1672–1733)

100 Wilhelm Bonacker Es ist gewiß merkwürdig, daß in Kirchheim nichts über B. veröffentlicht wurde — wie uns Herr Stadtarchivar Dr. M. Gottlieb wissen ließ, der mit dem gesamten heimatlichen Schrifttum vertraut ist —, obwohl er eine der strahlendsten Persönlichkeiten dieser Stadt gewesen ist. Nur in einem Beitrag von C. Mayer, der sich mit dem stattlichen Stiftshaus befaßt44»), wird B. genannt, aber seiner Tätigkeit keine Erwähnung getan. Sein Besitz bereitete dem frommen Mann manchen Kummer, wie drei Briefe Blödner’s an den Kirch- heimer Stadtrat vom 28. 4. 1723, 19. 5. 1723 und 25. 11. 1728 erkennen lassen 44b); der Unterschrift des letztangeführten Schreibens ist sein Siegel beigesetzt (Fig. 1). 2. Name und militärische Laufbahn. Alle seine signierten Karten zeichnete unser Militärkartograph mit „Blödner“ ; umso merkwürdiger erscheint es daher, daß er von altersher, nicht nur in den Karteien des Kriegsarchivs Wien, sondern auch in einer Reihe von Veröffentlichungen — z. B. Hauber45), Feldzüge des Prinzen Eugen46), Nischer47) und letzthin L. Bagrow4®) — und im Tauf­eintrag seines ersten Kindes stets als „Blödtner“ erscheint; auch wir folg­ten, in Anlehnung an unsere Quelle (Hauber), dieser Schreibung49). Dar­über hinaus wird er in den Protokollen des Hofkriegsrates und andernorts auch mit den Namen „Blodner“, „Blödtner“, „Pledner“, „Plettner“, „Plöd- ner“, „Plöttner“ usw. geführt. Im Taufeintrag des Cyriacus findet sich für seinen Vater neben „Blöttner“ noch das völlig abwegige „Plietner“, das wohl einem Hörfehler bei der Abgabe der Geburtsanzeige zugeschrieben werden darf50). Die Schreibweise der Familiennamen war selbst noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts selten einheitlich; sie zeitigte sogar in der eigenen Unterschrift verschiedene Formen. Da unser Kartograph sich selbst aber als „Blödner“ auswies, diese Schreibform auch in Urkunden der Jahre 1705 51), 1711 51a) und 1740 52) bezeugt wird, sollte an der von ihm selbst 44») C. Mayer: Das Stiftshaus. (Der Teckbote, Nr. 144 vom 24. 6. 1931). — Vgl. auch H. Christ-H. Klaiber: Donaukreis. (E. Gradmann: Die Kunst- u. Altertums-Denkmale im Königr. Württ., 2. Bd.) Eßlingen a. N., 1924. — S. 61. 44*>) Akten über das Stiftshaus aus den Jahren 1692—1728 im Stadtarchiv Kirchheim, Signatur A 197. 45) E. D. Hauber: Hist. Nachricht v. d. Land-Charten d. Schwab. Craißes usw. Ulm, 1724. — S. 55. 46) Die Feldzüge d. Prinzen Eugen v. Savoyen usw. Registerband, 1892. 47) Österr. Kartographen, S. 72. 48) L. Bagrow: Die Geschichte der Kartographie. Berlin, 1951. — S. 333. 49) W. Bonacker: Eine unvollendet gebliebene Geschichte der Karto­graphie von Konstantin Cebrian. (Gedanken zum Werdegang der Landkarten) (Die Erde, 1951/52, S. 44) — S. 49. 50) Kirchenbuch d. evangel. Gemeinde zu Eisenberg (Thür.). si) Evangel. Taufbuch d. Stadt Frankfurt a. M. 1703—05, S. 1050. 5ia) Trauregister d. evangel. Kirchgemeinde Nabern, 1711. 52) Inventur u. Teilungen 1740/41 v. Kirchheim u. T. 56. Bd., S. 296.

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