Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10. (1957)

BONACKER, Wilhelm: Leben und Werk des österreichischen Militärkartographen Cyriak Blödner (1672–1733)

Leben und Werk des österr. Militärkartographen Cyriak Blödner (1672—1733) 101 in allen Unterzeichneten Karten stets eingehaltenen Schreibweise „Blöd­ner“ festgehalten werden. Zu Unrecht wird ihm auch das Adelsprädikat beigelegt; so letzthin noch durch O. Regele53), offenbar gestützt auf die Kartei des Kriegsarchivs54) und auf den Registerband des Standwerks über die Feldzüge des Prinzen Eugen (1892). Sein der Unterschrift vom 25. 11. 1728 (Fig. 1) beigefügtes Siegel enthält ein stark beschädigtes Wappen, das im Schild einen Zirkel aufzuweisen scheint, trägt als Helmzier einen halben aufrechten Löwen mit Schwert, flankiert von den Buchstaben C. B. Unklar ist der Helm, so daß man ihn nicht als einen offenen und damit adligen Helm erkennen kann. Da auch B. weder bei E. E. v. Georgii-Georgenau 54a), noch bei O. v. Alberti54b) nachgewiesen wird, muß er bürgerlichen Ge­schlechts gewesen sein. In dem vorstehend angezogenen Registerband findet sich in „Cyriac“ auch die deutsche Schreibung seines Vornamens, die er auch bei seiner Taufe erhalten hatte. Es steht fest, daß die Herausgeber des angezogenen Werkes von dem Taufvorgang keine Kenntnis gehabt haben können, sonst hätten sie das über B. Vorgebrachte mit einigen Seitenblicken be­reichert, sich bei der Bedeutung dieses Mannes nicht mit zwei kurzen Noti­zen begnügt 540). — Der Vorname ist griechischen Ursprungs (Cyriax) und bedeutet der Herrliche oder Heilige; latinisiertes Cyriacus wurde mit Cyriakus dem Deutschen angenähert, kann aber ebensowenig wie Cyriac befriedigen. Aus Gleichgültigkeit oder gesuchter Gelehrsamkeit schleppen wir lateinische Namenformen zahlreicher Kartographen ohne jeden Grund im Schrifttum weiter, obwohl wir mit deren gutdeutschen Namen längst vertraut sind, es sei nur an Aretinus = Aretin, Artopaeus = Becker, Apia­nus = Bienewitz, Aventinus = Turmayr und Bruschius = Brusch erinnert. 58) O. Regele: Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis zum Jahre 1918. Wien, 1955. — S. 58. 54) Inhalt der Karteikarte: Cyriacus von Blödtner. Oberstleutnant im Gen. Qart. M. Stab des FM Daun. Verfertigte viele Kriegskartenwerke von Ungarn, Belgrad, Sizilien und der Rheingegend — 1713-1720. Seine Arbeiten sind nur als Handzeichnungen vorhanden. Eine Vervielfältigung hat nicht statt­gefunden. 1702—1713 „Theatrum belli Rhenum“ in 20 farbigen Blättern 1 : 110.000. 54a) E. E. v. Georgii-Georgenau: Fürstlich württembergisch Diener­buch vom IX. bis zum XIX. Jahrhundert. Stuttgart, 1877. 54b) O. v. Alberti: Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Stutt­gart, 1889—1916. 54c) Unserem Kartenmacher wurde auch, ohne jeden Anlaß, der Vorname ,,Cyrill“ beigelegt; er findet sich im Namenregister bei M. Hanke: Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Fri- derizianischen Zeit. Hrsg. v. H. Degner. (Geogr. Abh., 3. R., 7. H.) Stuttgart, 1935. — S. 398.

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