Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WAGNER, Hans: Die Briefsammlung Gauchez

Rezensionen 591 räumigen italienischen Monarchien durch Republiken zu ersetzen. Die Zurückdrängung des Jakobinertums im Direktorium nach den Ereignissen des 18. Fructidor ließ wohl Frankreich den Frieden mit Kaiser Franz II. suchen, die Revolutionierung Italiens ging aber weiter. Z. gibt nach einigen einleitenden Kapiteln eine eingehende Darstellung des Gegensatzes zwischen den Mitgliedern des Direktoriums und Napoleon, der sich in einer grund­legend verschiedenen Auffassung der Stellung Österreichs in Italien äußerte. Napoleon erblickte im Gegensatz zum Direktorium in England und nicht in Österreich den gefährlichsten Gegner Frankreichs. Die Verhandlun­gen in Seltz, in die das Direktorium nur in der Absicht, Österreich Satis­faktion für den vom französischen Gesandten in Wien Bernadotte pro­vozierten Vorfall zu geben, eingetreten war, zerschlugen sich, als der Ver­treter Österreichs, Cobenzl, mit Anspruch auf die Respektierung des status quo des Friedens von Campoformio gegen die Besetzung des Veitlins durch die Cisalpinische Republik protestierte. Daran zerbrach die Konferenz, ihr Ergebnis war nach Talleyrand weder Krieg noch Frieden. Dem Verfasser ist für diese in jeder Hinsicht in Neuland vorstoßende Studie zu danken. Anna Hedwig Benna (Wien). Meyer Henry Cord, Mitteleuropa in German Thought and Action 1815—1945. (International Scholars Forum 4.) Martinus Nijhoff-The Hague 1955, XV und 378 Seiten. Die vorliegende Studie, aus einer von Hajo Holborn angeregten und betreuten Dissertation hervorgegangen, behandelt ein sehr wichtiges, bisher vernachlässigtes Thema. Die verschiedenen Pläne einer Raumordnung Mitteleuropas seit Beginn des 19. Jahrhunderts, ihr Einfluß auf die all­gemeine politische Entwicklung und auf die Entschlüsse und Handlungen der Mächte, in erster Linie Preußen-Deutschlands und Österreich-Ungarns wurden bisher nur im Zusammenhang mit anderen Problemen, sozusagen am Rande untersucht. Insbesondere fehlt bis heute eine befriedigende historische Untersuchung über den Inhalt und die Entwicklung des Begriffes „Mitteleuropa“. Die Arbeit Meyers ist als ein erster umfassender Versuch auf diesem Gebiet zu werten und es wäre vielleicht im Interesse der Forschung und der Terminologie zu begrüßen gewesen, wenn sie in deutscher Sprache erschienen wäre. Der Verf. gliedert seinen Überblick bereits in der Einleitung in drei Teile. Im ersten (bis 1914, Kap. II—V) werden die Vorläufer des Mitteleuropagedankens behandelt, der Zollverein und Friedrich List sowie die Ideen des Ministers Bruck. Die Stellung der Großdeutschen und Klein­deutschen wird im Hinblick auf die spätere Entwicklung der Mittel­europa-Pläne analysiert. Seit der Reichsgründung Bismarcks wird auf die besondere und zwiespältige Situation der Deutschen in Österreich, ihre Stellung innerhalb der Monarchie, ihr Verhältnis zu den Nationalitäten und zum Deutschen Reich hingewiesen. Der wachsende wirtschaftliche Ein­fluß des wilhelminischen Deutschlands in der Habsburgermonarchie wird im Zusammenhang mit der deutschen Wirtschaftsexpansion nach dem Süd­osten deutlicher hervorgehoben als später für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.

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