Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
CHRISTOPH, Paul: Dokumente zu den Restaurationsversuchen des Königs Karl IV. von Ungarn
540 Paul Christoph in einem Zeitpunkt, da die Evakuierung der Baranya aktuell wird, stärken. Die Serben haben übrigens Horthy ihre Antwort durch den Vizesekretär im Innenministerium in Belgrad gegeben. Herr Nikolajevitch hat einem Redakteur des ungarischen Blattes in Pecs erklärt, daß das Becken von Pecs für Jugoslawien dasselbe wie das Ruhrgebiet für Frankreich bedeute. „Wir werden jedoch nicht den Fehler der Großen Entente begehen, uns durch die Vasallen der Deutschen täuschen zu lassen, wie sie sich durch die Deutschen selbst hat übel behandeln lassen. Wir werden nicht fortgehen, nachdem wir von unseren Feinden verhöhnt worden sind. Wir werden solange in Pecs bleiben, solange wir nicht vollständige Gutmachung für die Verwüstung in Serbien und für alle Torturen an Serben im früheren Ungarn während des Krieges erhalten haben. Wir werden solange nicht fortgehen, solange wir nicht positive Resultate erhalten haben, Resultate, die unseren durch den Friedensvertrag garantierten Rechten entsprechen, mag es sich um die Abrüstung, Reparationen oder Bestrafung der Schuldigen handeln. Und da wir wissen, daß das „Ungarn Horthys“ ein Ungarn der Habsburger und ein Vasall Deutschlands ist, werden wir auch nicht mit Horthy und seinen Helfershelfern unterhandeln, so aufrichtig unser Respekt auch vor den Ratschlägen der Großen Entente sein mag, deren ganze Verlegenheit daher rührt, daß sie vergessen hat, daß der „Vorkriegsblock“ sich über jedes vertrauende Entgegenkommen lustig macht, ehe er nicht bezahlt hat, was er schuldet, und bereut, was er begangen hat. Politisches Bulletin vom 30. März 1921. Karl soll vor zwei Tagen in Szombathely in Begleitung der Grafen Erdödy und Hunyady angekommen sein und Horthy aufgefordert haben, das Armeekommando dem Erzherzog Josef zu übergeben und zu verhindern, daß nach dem Wunsche der Kleinlandwirtepartei ein habsburgfeindlicher Innenminister ernannt werde. Andererseits soll er Horthy gedroht haben, von Szombathely eine Proklamation an die Armee zu richten und die Macht in seine Hände zurückzunehmen. Horthy hat entgegnet, daß er ohne die Zustimmung des Parlaments nichts machen könne, und daß ein Staatsstreich in diesem Zeitpunkt katastrophale Folgen haben müßte. Man sagt, daß Karl noch immer in Szombathely ist. Bei der Polizei will man nicht zugeben, daß er bei Horthy war, wie man in der Stadt spricht. Politisches Bulletin vom 31. März 1921. Karl in Szombathely und Budapest. Die Berichte über das Auftauchen Karls sind sehr widerspruchsvoll. Es gab zwei Szenen. Die eine in Szombathely, wo der Exkaiser im Palast