Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

242 Friedrich Walter mich nicht getraue in ihrem ganzen Inhalte dem Erzherzoge Ludwig mitzu- theilen, u. ich werde mich vor der Hand, bis Euere Durchlaucht mir nicht einen weiteren Befehl ertheilen, lediglich darauf beschränken, daß Euere Durchlaucht glauben, der Erzherzog Carl2 3) werde, um die Form nicht zu verletzen, diesfalls Seiner Majestät früher schon die mündliche Genehmigung ... eingeholt haben ...“ — Wirkner 3) hat eine Ausarbeitung mit Vorschlägen über die Ungarn gegenüber einschlagende Politik geliefert, die er streng geheim gehalten wissen will. Kübeck hat dazu Bemerkungen gemacht, die Gervay .„leider nur zu wahr“ findet. — Gervay hatte mit dem ungarischen Hofkanzler Grafen Mailáth 4) eine einstündige Unterredung, die der Graf mit den Worten schloß: „ ,Bei dem geheimen Comité kann ich, so ausgezeichnete Talente die beiden Herren Gr. Hartig5) und Bar. Kübeck auch sind, in meinen Anträgen, was in Ungarn zu thun sein werde, keine volle Beruhigung erlangen; am Ende müssen die Herren in mich allein compromittiren, weil es unmöglich ist, daß ihnen die eigenthümlichen Verhältnisse des Landes so wie die Mitteln zur Abhülfe so genau bekannt seyn können, um am Ende die ganze Verantwortung, wenn ein oder das andere Mittel mißlingen sollte, was denkbar ist, auf mich allein zu laden. Warum wählt man nicht noch ein paar ungar. Herren, welche hinsichtlich ihres Verstandes u. ihres guten Willens Garantie bieten“, und für die er per­sönlich zu verbürgen sich getrauet, um dieses Comité zu verstärken?“ Und Gervay fährt in seinem Bericht fort: „Ich erlaubte mir, ihm hierauf zu erwie- dern, er wolle es mir nicht ungefällig deuten, wenn ich hier auch eine Frage stelle: Warum haben Euere Exzellenz nicht gleich bei der Gründung dieses geheimen Comités diese Bemerkungen Sr. Durchlaucht dem Herrn Staatskanzler vorgetragen? Ich bin überzeugt, der Fürst hätte, das Gewicht derselben erken­nend, Euere Exzellenz gefragt, in wem der ungarischen Herren setzen Sie das Vertrauen, Mitglied dieses Comités zu werden? Und es wäre Euerer Exzellenz, da Sie nicht von selbst gleich Anfangs diese Anstände erhoben hatten, die Gelegenheit dargeboten gewesen, Ihren Vorschlag zu machen. Werden Euere Exzellenz es mir übel deuten, wenn ich Sie nun bitten würde, mir diese Männer zu nennen, welche Sie als Mitglied des besagten Comités wünschen würden, um selbe Sr. Durchlaucht einzuberichten, und ich halte mich überzeugt, der Fürst wird Sie bei seinem weisen Grundsatz, ,Wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen“, unterstützen. Hierauf nannte er mir den Judex Curiae Mailáth 6) und den perhorescirten Hofrath Bartal?). Hinsichtlich des letzteren fügte er bei: ,Hat Bartal durch seine Arbeit zu Anfang des Jahres 1835, als es sich um die Auflösung des siebenbürgischen Landtages handelte, nicht bewie­sen, daß er im extremen Falle für Kraftmaßregeln sey? Und wird er itzt, wo es sein eigenes Vaterland vor Untergang zu retten gilt, sich weniger bemühen, eine Arbeit zu liefern, die den Erwartungen entsprechen würde?“ ...“ — Über­sendung von Preßburger Landtagsnotizen. LVIII. G. an M., 2. VIII. 1843: „... Hinsichtlich der Heirath des Erzherzogs Albrecht!) ist der Erzherzog Ludwig mit den Ansichten Euerer Durchlaucht vollkommen einverstanden, u. ich ward angewiesen, vor allem mit Bar. Pilgram 2) als dem Referenten über die Hausangelegenheiten zu sprechen. Ich erlaubte mir, dem Erzherzoge zu bemer­ken, ob es itzt nicht an der Zeit wäre, daß der Erzherzog Carl 3) die Absicht, 2) Siehe L. 5). 3) Siehe XXIX. 3). 4) Siehe XXX. i). 5) Siehe XVII. i2). e) Siehe XXI. i). ?) Siehe XLIV. 2). LVIII. i) Siehe L. i). 2) Siehe I. 4). 3) Siehe L. 5).

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