Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 235 L. G. an M., 26. VII. 1843: Eh. Ludwig hat Gervay zwei Vorträge des Eh. Carl zur Weiterleitung an Metternich übergeben, mit dem Bemerken, „daß die eheliche Verbindung des Erzh. Albrecht') nach dem Wunsche der Königin von Baiern * 2) erst im nächsten Frühjahre seyn soll, dagegen werde wegen einer ämtlichen Stellung des Erz­herzoges früher etwas zu geschehen haben“. M. an G., Ischl, 29. VII. 1843: „Es gehört zu den leidigen Symptomen unserer heutigen Stellung, dass sehr selten ein Tag vergeht, ohne irgend eine Missgeburt zu liefern. Diess ist abermals der Fall mit der Heirathsangelegenheit des Erzh. Albert. Gegen die Heirath ist in o b- und subjectiver Hinsicht nichts einzuwenden. Die Wahl ist sogar sehr gut. Das Böse liegt i n der Form. Erzherzoge sollen nicht heirathen ohne der bestimmtesten und for­mellsten Einwirkung des Kaisers. Es ist also weder an dem Vater noch an dem Sohne gelegen gewesen, die Einwilligung des Königs v. Bayern3) und jene seiner Tochter4) S. M. anzuzeigen; der Erzh. Carl 5 *) hätte Ah. dieselben bitten sollen, diese Einwilligung zu provo- ziren. Dort, wo eine Sache dieselbe bleibt, wenn sie mit der rechten oder der linken Hand gereicht wird, ist die Form dennoch nicht gleichgültig, und wäre diess auch nur, weil Fälle eintretten könnten, wo der Kaiser Nein sagen müsste und dasselbe vorhinein praejudicirt wäre! Eine andere Betrachtung ist die Anstellung des H. Erzh. Albrecht. War denn jemals von der Anstellung von Erzherzogen die Rede? Der Erzh. Carl verlangt ein General-Commando für seinen Sohn. Geht die Sache in diesem Geleise, so sind in einigen Jahren alle Gouverneurs­und General-Commandantenstellen durch Prinzen des k. Hauses besezt, und wie der Kaiser alsdann regieren soll, diess wird zum wenigsten eine sehr bedenkliche Frage werden. Zu alle dem kömmt noch der Anspruch des H. Erzh. Carl auf das Etablissement seines Sohnes auf Familienkosten, während mir d i e Branche mittelst der reichen Dotation der Erzherzogin Christine G) und ihres Gemahles 7) bereits versorgt schien? L. i) Eh. Albrecht (1817/95), Sohn Eh. Carls. 2) Therese, Gemahlin König Ludwigs I. (geb. Prinzessin von Sachsen-Hild- burghausen). 3) König Ludwig I. 4) Hildegarde, Prinzessin von Bayern. 5) Eh. Carl (1771/1847), der Sieger von Aspern. 8) Eh. Christine (1742/98), Tochter Maria Theresias. 7) Herzog Albert von Sachsen-Teschen (1738/1822), Sohn Friedrich August II. von Sachsen-Polen.

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