Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel
232 Friedrich Walter können Gr. Hartig3) und B. Kübeck noch gute Dienste leisten! Den beiden Herren bitte ich Sie diese Fürsorge in meinem Namen eigends streng an’s Herz zu legen. Wir stehen in einer grossen Kinderstube. 8 Jahre hat das Gebäude gehalten; heute reisst ein Stück nach dem andern loss und mit mir wird es zusammenfallen! Ein deus ex machina kann es vielleicht erhalten; kennen Sie denselben? * Ich komme soeben von dem Erzh. Franz Carl, dem ich mein Votum vorgelesen habe, mit dessen Inhalt er sich ganz einverstanden erklärte. Nun habe ich bey dieser Gelegenheit eine neue Aneckdote gehört, welche charakteristisch in die Lage der ganzen Sache eingreift. ,Ich gehe in selbe sehr ungern ein“, sagte mir der E., ,denn ich finde sie gefahrvoll in Anbetracht der Sache selbst, wie in jenem der Persönlichkeit des Erzh. Stephan. Er hat mir mehr als einmal gesagt: Ich will eine Stellung, welche mir die Gelegenheit bieten wird zu zeigen, wie man Geschäfte führen muss; Ihr versteht diess alle nicht, und habe ich einmal die Hände im Spiele, so könnt Ihr befehlen, was Ihr wollt; ich werde thun, was mir Recht scheint! Diess habe ich dem Gr. Kolowrat in der Zeit gesagt; er hat mir hierauf erwiedert, dass er eine ganz andere Gewalt seye als der Erzh. Stephan und ihn zu zügeln wissen werde!“ Dem Frh. v. Kübeck bitte ich Sie Kenntniss von meinem Voto zu geben, wenn der H. Erzh. Ludwig Anstand an der Conferenzialbehand- lung des Geschäftes nehmen sollte. Zugleich sagen Sie ihm, dass ich ihm nächstens auf sein Schreiben v. 20. d. antworten werde. Das Beste, was Sie mit dem Gegenwärtigen thun können, ist, es zu verbrennen.“ XLVII. G. an M„ 25. VII. 1843: Der Banus Graf Haller1) hat dem Eh. Ludwig eine „Eingabe der drei croa- tischen Comitate gegen die Eingriffe der Ungarn in ihre Municipal-Rechte u. die Anmaßung der Reichsstände, ihren Deputirten das Wort in der lateinischen Sprache nicht zu gewähren“, überreicht und „dringend um Abhülfe gebeten, weil er sich überzeugt halte, wenn dem nicht Abhülfe geschehe, bei der in Croatien bestehenden Animosität die Deputirten des Landes vom Reichstage abberuffen werden würden“. Eh. Ludwig beauftragte Gervay, diese Eingabe dem Hofkanzler Grafen Mailáth2) mit dem Aufträge zu übergeben, „daß er den Gegenstand unverzüglich in Berathung nehme“. Gervay konnte aber diesen Auftrag nur zum Teil erfüllen: mit dem kranken Grafen Mailáth zu sprechen verhinderte ihn ein ärztliches Verbot und so mußte er die Durchführung des erzherzoglichen Befehles dem Präsidialsekretär der ungarischen Hofkanzlei anheimgeben. 3) Siehe XVII. 12). XLVII. !) Siehe XXXIX. 2). 2) Siehe XXX. !).