Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel
226 Friedrich Walter Euere Durchlaucht keine Forderung stellen zu wollen, anzuführen, worauf Höchstderselbe mir sagte: ,Sprechen Sie mit Pilgram 2), der hat ... die Verlassenschafts- und Ausgleichungsangelegenheiten des Ärars mit der Privatcasse u. dem Familienfond in seinem Cabinetsreferate, u. sagen Sie mir dann das Weitere* ... Ich zweifle nicht, daß sich die besste Modalität finden werde, diese Angelegenheit abzuthun“. — „Seine Exzellenz Graf Kolowrat trug mir auf, Euerer Durchlaucht seine freundliche Erinnerung zu melden. Morgen werde er mir das bezüglich auf Graf Choteck 3) zugesagte Schreiben zur Einsendung an Euere Durchlaucht geben. Der Graf hat mit den beiden durchlauchtigsten Erzherzogen über diese Angelegenheit gesprochen. Es ward einstimmig die Überzeugung geäußert, des Grafen Chotek Eingabe um Enthebung von seinem Amte bewilligend zu erledigen.“ — Übermittlung von Preßburger Landtagsnotizen. M. an G., Ischl, 20. VII. 1843: „Ich danke Ihnen für die Betreibung der kirchlichen, an sich selbst so geringen und in der heutigen Lage so wichtigen Fragen. Was ist aus dem Elaborat des geh. Comités4) geworden? Ist dasselbe der Hofkanzley5) zur Begutachtung zugewiesen worden? Auf diese Weise könnte ein Geschäft nie zu Ende gehen. In der Zeit liegt so vieles, dass derjenige, welcher sie in Geschäften nicht zu schätzen und sonach zu benützen weiss, nie aufkömmt! Diess ist mitunter einer der Fehler unserer Regierung. Über die Geldsache erwarte ich ruhig die Entscheidung, welche der Billigkeit entspricht. Über Graf Choteck* 3 4) habe ich Ihnen gestern mein Gefühl mit- getheilt. Die ganze Stellung ist eine verfahrene, und sie kann für die Regierung und Böhmen nur ungedeihliche Folgen haben. Der preusische Arzt, welcher zur Behandlung Ihrer Frau Schwägerin hierher gekommen ist, war heute bey mir. Er hat deren Cur am gestrigen Tage mittelst einer Puncktion begonnen und er hat für deren Wiederherstellung gute Hoffnung. Seine Heilmethode in dem gegebenen Falle gehört zu den höchst rationellen, und der Mann hat in deren Anwendung eine lange und ausgedehnte Praxis.“ XLI. G. an M., 19. VII. 1843: Gervay übermittelt das von Graf Kolowrat in der Frage der Entlassung Choteks *) und der Neubesetzung des Oberstburggrafenamtes abgegebene Votum, das bereits Graf Hartig 2) und auch die beiden Eh. Ludwig und Franz Karl zustimmend gefertigt hatten. Graf Kolowrat hat Gervay noch mündlich aufgetragen, dem Staatskanzler „zu bemerken, daß die Überzeugung einstimmig sey, des Gr. Chotek Enthebung sey unvermeidlich, und daß Euere Durchlaucht diese Überzeugung auch theilen werden, zumalen Hochderoselben die wichtigen Gründe genau genug bekannt sind, welche einen solchen Abschluß herbei2) Siehe I. 4). 3) Siehe IX. =). 4) Siehe XXIX. 2). 3) Sc. der ungar. Hofkanzlei. XLI. 1) Siehe IX. 5). 2) Siehe XVII. 12).