Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 223 XXXVII. G. an M.. 15. VII. 1843: Übersendung von Landtags-Notizen aus Pressburg. M. an G„ Ischl, 17. VII. 1843: „Ich beschränke mich auf die dem ung. Berichte beigefügten Bemer­kungen.“ XXXVIII. M. an G., s. d. (Ischl, 18. VII. 1843): „Die anliegenden Piecen sind traurige Belege der Unordnung, in welche die Dinge täglich mehr in Böhmen gerathen. Haben sie auch nur den Werth von Bruchstücken, so genügen sie, um in die Zahl der Sym­ptome zweyer Übel — des vorschreitenden Czechismus und des gelähm­ten Standpunktes des O.Burggrafen *) — aufgenommen zu werden! Dass der Regierungsrath Eckert* 2) die dupe der slavischen Parthey ist, diess wundert mich nicht, denn er besitzt nicht Gaben genug, um deren Treiben zu durchblicken. Auch läge nicht viel daran, wenn E. frei stünde. So wie er steht, spricht sich das Verhältniss anders aus und die Nachtheile des Irrthum’s, als biete das höchste Regierungs-Centrum dem Slavismus die Hände, sind nicht berechenbar. Ich bitte Sie, S. k. H. auf die beiden Piecen in meinem Namen auf­merksam zu machen.“ XXXIX. G. an M., 17. VII. 1843: Gervay wies das an ihn gerichtete Schreiben Metternichs in der Angelegen­heit Chotek 1) dem Grafen Kolowrat vor: „Der Graf trug mir auf, Euerer Durch­laucht für heute zu eröfnen, daß er unverzüglich mit Sr. kaiserlichen Hoheit dem Herrn Erzherzog Ludwig sprechen werde. Graf Chotek könne unter keiner Bedingung sein Amt als Oberstburggraf mehr antreten. Er hat das Land zu einer Zeit verlassen, wo dasselbe von Calamitäten verschiedener Art gedrückt war; er hat sich im Lande verhaßt gemacht, daß es Skandale geben würde, wollte man ihn zwingen, nach Prag zu gehen. Graf Kolowrat wird morgen die Ehre haben, Euerer Durchlaucht seine Ansichten, was mit dieser persona impor­tunissima zu thun, aber auch was bezüglich auf die Leitung des wichtigen Landes vorzuschlagen wäre ? zu eröfnen“. Eh. Ludwig habe bemerkt, „daß es in hohem Grade bedauerlich sey, abermals mit einem Pensionisten belastet werden zu müssen, den man nicht dienstesunfähig halten kann. Von meiner Seite ward leise appelirt, ob sich denn nicht ein Plätzchen für den Mann im Auslande fände, um das Pensioniren eines so hoch gestellten Beamten wenigstens für einige Zeit zu verschieben“. — Der Banus von Kroatien, Graf Haller2), besuchte Gervay und „beklagte sich bitter, daß von Seite der Regierung aber nichts geschehe, was nur einigermaßen die in so hohem Grade aufgeregten Croaten beschwich­tigen u. die Anmaßung der ungarischen Deputirten zähmen würde. Er sagte mir, er war gestern beim Hofkanzler Gr. Mailáth 3), zu dem er sich eigentlich XXXVIII. i) Siehe IX. 5). 2) Prokop Eckert v. Labin, Regierungsrat, dem Staatsrat zugeteilt. XXXIX. i) Siehe IX. 5). 2) Franz Graf Haller v. Hallerkeö, Generalmajor, 1842/45 Banus von Kroatien. s) Siehe XXX. i).

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