Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 221 XXXIV. G. an M„ 13. VII. 1843: „Oberstburggraf Graf Chotek1 2 3) ist von London aus um dreimonatliche Verlängerung seines Urlaubes eingeschritten. Dieses Gesuch hat der Oberste Kanzlers) mit Vortrag an Se. Mt. einbegleitet. Hatte schon sein Benehmen in letzterer Zeit eine ungünstige Stimmung gegen ihn in Böhmen erzeugt, so ward dieser Schritt ihm um so übler noch gedeutet, als man bestimmt wissen will, daß er in London recht wohl sich befindet. Das weit bedauerlichere aber ist, daß der Regierung der Vorwurf gemacht wird, daß sie die Länderchefs u. vorzugs­weise den Oberstburggrafen nicht in die Schranken seiner Pflichterfüllung zurückzuweisen vermag. Die a. h. Resolution über den Vortrag des Obersten Kanzlers ist heute in folgendem Inhalt erflossen: ,So bedauerlich es ist, dass Graf Chotek sich der Leitung der ihm anvertrauten, von manchfachen Drang­salen heimgesuchten Provinz durch eine so lange Zeit entzieht, so will ich ihm doch, da er die Nothwendigkeit einer weiteren dreymonatlichen Abwesenheit behauptet (NB. Aber mit Nichts nachweiset.), die angesuchte Urlaubsver­längerung zugestehen, jedoch hat derselbe mit Ablauf dieser Frist an seinem Bestimmungsorte um so gewisser wieder einzutreffen, als ihm eine weitere Ver­längerung des Urlaubes nicht zugestanden werden kann“.“ — Der in der Allge­meinen Zeitung veröffentlichte Entwurf der Repräsentation der ungarischen Reichsstände wendet sich, so berichtet G., scharf gegen die Regierung und „strotzt von Vorwürfen gegen dieselbe, welche alle mehr oder weniger eine Lüge sind“. Wirknerä) will eine Erwiderung in der Allgemeinen Zeitung bringen. — Übersendung von Preßbürger Landtagsnotizen. — Nachricht von einem Duell Louis Zichy 4) —Wenkheim 5). M. an G., Ischl, 15. VII. 1843: „Ich bitte Sie, mir in Zukunft die den Deliberationen zu Grunde liegenden offiziellen Acktenstücke /: wie diess in der Religionarfrage der Fall mit dem Repräsentationsentwurfe der Stände, welcher der Gegenstand der Magnatensitzung v. 11. Juli war, gewesen ist :/ in Übersetzung zur Kenntniss zu bringen, indem ich hier­durch allein in den Stand gesezt werde, den vorherrschenden Geist in den Abstimmungen und den wahren Werth der Beschlüsse aufzufassen. Dass das Religionarwesen 6) zu einem befriedigenden Resultate füh­ren müsse, hieran war für mich kein Zweifel möglich, denn die Regierung hat in der Frage die rechte Stellung angenommen. Anders wird es stets ergehen, wenn sich die Regierung in der Sache irrt oder — was in der Regel noch folgereicher ist —, wenn sie keine Stellung ausspricht! Das letztere war bisher mehr oder weniger die Regel, wie sollten sich während ihrem Bestehen die Sachen in Ungarn gut gestalten? Das mir angeborene Billigkeitsgefühl zwingt mich häufig verwundert zu sein, dass die Sachen in Ungarn noch so stehen, wie diess der Fall ist! XXXIV. i) Siehe IX. s). 2) Siehe X. 2). 3) Siehe XXIX. 3). 4) Ludwig Graf Zichy. 5) Béla Freih. v. Wenckheim (1811/79). 6) Siehe XXIII. 2).

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