Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

216 Friedrich Walter l’Hongrie, qui m’a fait venir ä la rencontre du désir de Son Altesse Impériale. J’ai prié ce matin trés instamment les deux Archiducs Francois et Louis, de ne pás tarder á donner leur adhésion aux propositions du Comité secret rélative- ment ä la maniére de provoquer des projets de lois dans le sens du Gouverne­ment et j’ose prier Votre Altesse d’y insister pareillement .. XXIX. G. an M„ 8. VII. 1843: „Die hier angeschlossenen Notizen aus Preßburg beweisen, daß die dermalen dort versammelten Stände Ungarns den guten Sinn der Religionar-Resolution 1) entweder nicht auffassen wollen oder nicht fähig sind, ihre wichtige Bestimmung zu erkennen. Ich habe heute einige der verständigeren von Preßburg gestern abends angekommenen Herren gesprochen, die der Regierung den Vorwurf machen, warum die Resolution nicht lange früher erlassen ward, wo sowohl die Stimmung als auch die sonstigen Auspizien so günstig waren. In meinem Inneren mußte ich denken, wie oft hat unser hochverehrter Fürst Staatskanzler nicht über die Verzögerung sowohl dieser als auch noch mancher anderen wichtigen Regierungsangelegenheit seinen Kummer ausgesprochen! Die Zeit zu benützen, war stäts, besonders itzt, eine der wichtigsten Regierungs-Maximen. Es ist unver­antwortlich, daß bei den ungarischen Behörden eine Angelegenheit, welche das Interesse des ganzen Landes so mächtig ansprach, drei Jahre ruhte u. dass auch nach dieser langen Zeit erst die Frage gestellt ward, welches Princip will die Regierung aussprechen? Die geheimen Piecen enthalten über diese Verzögerung bittere Vorwürfe ...“ M. an G., Ischl, 10. VII. 1843: „Ich schicke Ihnen den Bericht über die ständischen Verhandlungen mit Noten begleitet zurück. Ich lege denselben Wichtigkeit genug bey, um zu wünschen, dass selbe zur Kenntniss des H. Erzh. und der Glieder des geh. Comité2) gelangen möchten. Dass wir viel zu spät mit der Religionsfrage >) hervorgetretten sind, ist eine leidige Tatsache. In nur zu vielen Fällen (und in denen der ung. Verwaltung in der Regel in allen) tritt dieser folgenreiche Fehler bey uns ein. Die Ursache hievon liegt vielfältig in einer Ver­wechslung der Begriffe von beschliessen und aussprechen. Das, was eine Regierung will, muss sie stets im Reinen haben; w i e und wann soll sie den Ausspruch fällen, ist eine nach Zeit und Umständen zu ordnende Manipulation. In der Sache der gemischten Ehen, der alle anderen dem Publikum gegenüber verschlingenden Frage, war die Periode des Handelns nicht zu suchen, denn sie ist vor Augen da gelegen. Im vorigen Herbste hätte der Ausspruch für die deutschen Länder stattfinden sollen; dann wurde es deutlich, was der Monarch auch für Ungarn wolle. So voi-- bereitet, tratt kein anderer Anstand in Ungarn mehr ein als Gerede, denn es war eine leichte Aufgabe, alle das, was heute zur Unterstützung des edlen Sinnes der Regierung auf unterirdischen Wegen verbreitet XXIX. i) Siehe XXIII. 2). 2) Dieses Komité, dem außer Metternich und Kolowrat noch der ungarische Kanzler Anton Mailáth, Kübeck und Hartig angehörten, sollte die wichtigsten ungarischen Angelegenheiten beraten und zur letzten Schlußfassung vorbereiten.

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