Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 215 M. an G., Ischl, 9. VII. 1843: „Die mitfolgenden Berichte über die Verhandlungen des Landtages bieten mir zu keiner besonderen Bemerkung Stoff. Genau und unpar- theiisch erwogen, liefert der Gang desselben das Bild einer versa m- melten Menge und nicht das eines delibe rirenden Kör­pers; es wird geschwätzt, geschimpft und Nichts gethan. Unter den obwaltenden Umständen steht jedoch eine Sache fest und diese ist die Thatsache, dass es Oppositionen, aber keine ge­schlossene O p o s i t i o n dermalen giebt. Hieraus ergienge für die Re­gierung ■—• weil sie mehr als ein Gespenst ist — eine grosse Erleichte­rung ihrer Aufgabe, wenn sie selbe zu lösen versteht! Die Grundlage aller Lösung ist das ungescheute, feste, aber consequente Auftretten auf dem Felde des Rechtes. Dasselbe steht auf sich selbst fest und beinebst ebenfalls in Folge der Nothwendigkeit, dass Ungarn wie jedes andere Land im blossen Treiben ohne Richtung zu Grunde gehen müsste und sich hier die Pflicht des Königs mit jener der Ungarn in der Nothwendigkeit der Rettung vereint. Dieses verständlich zu machen, ist die eigentliche Aufgabe der conservativen Parthey und so­nach der gesetzlichen Leiter des Landtages.“ XXVIII. M. an G„ Ischl, 7. VII. 1843: „In der Anlage finden Sie ein Schreiben des Grafen Hartig ‘) an mich und die Antwort, welche ich Sie ihm zuzustellen bitte. Ich lobe ihn sehr in meiner Antwort, denn Gr. Hartig verdient es. Aus seinem Briefe /:den ich Sie ad acta zu behalten ersuche:/ ergeht Unmuth über seine Lage, und leider hat er nicht Unrecht in seifter Klage. Hier giebt es aber kein Mittel ausser der Geduld und dem festen Vor­schreiten auf der rechten Bahn. Diess sage ich in meinem Schreiben an ihn. Sie können mein Schreiben über die kirchl. Angelegenheiten dem Gr. Hartig nebst dem Berichte des Gr. Lützow * 2) zur Kenntniss bringen.“ Hartig an Metternich, Wien, 4. VII. 1843: „Vötre Altesse n’apprendra pas sans intérét que suivant le désir de Mon­seigneur PArchiduc Louis j’ai renoncé au séjour, que je voulois faire ä Téplitz. Je serois heureux si ce sacrifice pouvoit étre de quelque utilité; dumoins Vous en aurez la preuve, mon Prince, que le mécontentement, que je ne cache nulle- ment au sujet de ma position actuelle, ne me fait pas réfuser mes services, quand on croit en avoir bésoin; du reste célúi, que je régarde comme l’auteur de la rude déception éprouvée en quittant la place brillante que j’occupois avant la présente, n’entre pour rien dans ma détermination; mais j’avoue franchement, que c’étoit la maniére délicate de la quelle Vőtre Altesse m’a fait voir le prix qu’Elle mettroit ä la noninterruption de mon influence sur les affaires de XXVIII. i) Siehe XVII. 12). 2) Siehe XIII. 4).

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