Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Metternich und Gervay 211 M. an G., s. d.: „Ich bin mit den vom H. K. Präsidenten vorgeschlagenen Veränderun­gen vollkommen einverstanden. Der König muß dem Lande die Wahr­heit sagen, dann ist er stark. Stellt er sich, wie wenn er Dunst für die Wahrheit nimmt, so verliert er das Vertrauen der Wohlgesinnten und ermuthigt die Ruhestörer. In den Worten, wie B. Kübeck sie anträgt, liegt die Wahrheit und beynebst wird der von ihm bezeichnete Wieder­spruch zwischen den Sätzen aufgehoben.“ XXI. G. an M., 1. VII. 1843: Zu einer von mehreren ihm aufgetragenen Erledigungen in Hungaricis be­merkt Gervay: „Zur Erklärung jenes Punktes meines Schreibens an Se. Exzel­lenz den Judex Curiae1), welcher von Sr. Exzellenz dem Herrn Grafen Cziráky2) handelt, so glaube ich Euerer Durchlaucht anzeigen zu müssen, dass Graf Cziráky gestern bei mir war u. in mich drang, in seinem Namen Se. kaiserliche Hoheit den Herrn Erzh. Ludwig angelegentlichst zu bitten, dass ein Handschreiben an Erzh. Palatin3) unverzüglich erlassen werden möge, mittelst welchem die be­kannte Eingabe des Madarász 4 5) und Consorten gegen Gr. Cziráky’s Benehmen bei der Restauration u. Deputirtenwahl im Stuhlweissenburger Comitate unver­züglich abgefordert werde, mit der Bemerkung, dass die Anmassung der Reichs­stände, einen die Administration unmittelbar betreffenden Gegenstand an sich zu reissen, strenge verhoben werden möge. Ich sagte die Erfüllung des Wun­sches dem Grafen zu, gieng aber sogleich zu dem hier noch anwesend gewesenen Judex Curiae u. fragte ihn um seine Meinung. Dieser konnte einen solchen Schritt nicht begreifen, bemerkte vielmehr, dass eben wegen des Grafen dermaliger Dienststellung Nichts anderes zu thun, ja selbst zu wünschen sey, als den Gegen­stand der Frage zur oberen Tafel kommen zu lassen, wo die eminenteste Majorität auf eine energische, die Würde der Regierung vertretende Antwort an die untere Tafel sich schon bereit erklärte. Übrigens habe Graf Oedön Zichy 5) an die Stände eine, den Madarász sehr derb mitnehmende Gegen-Erklärung abgegeben und cathegorisch die Mittheilung der Eingabe des eben genannten Madarász ver­langt. Der Judex bemerkte, er hätte diess an Zichy’s Stelle nicht gethan, allein er war davon durchaus nicht abzubringen, u. es schade nicht, diess gethan zu haben. Ich referirte hierauf Sr. kais. Hoheit dem Erzh. Ludwig, höchstweicher, mit dieser Ansicht einverstanden, mich beauftragte, in höchstseinem Namen dem Grafen Cziráky diess zu sagen ... Der andere Punkt meines Schreibens an den Judex Curiae bezieht sich auf den Personalen 6) u. bezielt ein von Euerer Durch­laucht an diesen zu erlassendes gemüthliches, aber auch gemessenes Schreiben, das ihn auffordert und ermuthiget, durchaus die auf die Verhandlungen in den Reichstagssitzungen störend einwirkenden Anmassungen des Auditoriums /: vor­züglich der Jugend:/ nicht zu dulden, diese ernstlich zu mahnen, ja selbst zu warnen; ferner dass er /:Personal:/ die Regierungsmänner in den Regnicolar­sitzungen mehr unterstützen soll. Der Judex Curiae, wissend, dass der Personal Euere Durchlaucht tief verehrt, haltet sich überzeugt, ein solches Schreiben von Hochderoselben werde auf diesen gewiss wirken u. nicht ohne gute Folge bleiben ...“ XXL D Georg Graf Mailáth (1786/1861), seit 1839 Judex Curiae. 2) Anton Graf Cziráky (1772/1852), Staats- und Konferenzminister. 3) Siehe I. 2). 4) Ladislaus Madarász v. Somogy, leidenschaftlicher Parteigänger der libe­ralen Opposition. 5) Edmund Graf Zichy. ö) Stephan v. Szerencsy (1795/1850), „personalis praesentiae regiae in judi­ciis locumtenens“ 1839/47. 14*

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