Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

208 Friedrich Walter war, dem Erzherzoge. Der gnädigste Herr sagte mir, diess habe die Kaiserin mit der Landgräfin 10) veranlasst, übrigens werden die Auslagen nicht so bedeu­tend seyn (Verlegung des Balles aus der Orangerie in das Schloß). Der Eisler braucht man nur ein kleines Cadeaux zu machen ...“ — In Kroatien spitzen sich die politischen Verhältnisse immer mehr zu. M. an G., Johannisberg, 23. IX. 1842: „Auf diesen, so viele Gegenstände berührenden Bericht hebe ich in Anbetracht meiner baldigen Ankunft zu Wien nur die folgenden aus. Gr. Choteki) weiss sich zu wenden und zu drehen. Ich bin der Mei­nung, dass der Kaiser hierauf keine Rücksicht zu nehmen, sondern seinen geraden Weg zu verfolgen habe. Der Kaiser hat das Recht, Stellen nach eigenem Ermessen zu begeben, und er braucht hierzu den Weg der Abfindung nicht einzuschlagen. Die Stelle eines St. und C. Ministers ist die höchste in unserer Hierarchie. Ein St. und C. M. kann nicht eine Stelle unter den Befehlen eines Chefs, der diesen Titel nicht hat, ohne .der Würde dieses Titels zu schaden, bekleiden. Gr. Inzaghi u) ist nicht St. und C. M. Soll er es auch werden, um über dem Gr. Ch. als Ob. Burg­grafen stehen zu können? Man warte mit alle dem, was den letzteren betrifft; diess ist selbst das Beste für ihn. Wegen der Benennung des Gr. Stadion 2) als Vizepräsidenten steht die Sache anders. Wir werden von der Sache zu Wien sprechen. Sie haben vollkommen recht daran gethan, dem B. Eichhof5) einen Pass für Mainz v. B. Ottenfels 6) zu verlangen. Ich glaube nicht, dass derselbe mit Tabacksgeschäften im Auslande schwanger geht; er weiss sicher zu gut, dass er dort keinen Credit hat! Wenn er sieh schmeicheln sollte, zu Mainz oder in der ganzen hiesigen Gegend eine gute Aufnahme zu finden, so irrt er sich höchlich! Ich werde ihn übri­gens unter eine Controlle stellen, der er zu entgehen nicht vermag. Hierzu habe ich alle Mittel in Händen. Das, wovon er sich überzeugen wird, ist der grosse Ruf, den B. Kübeck sich bereits erworben hat, und der Credit, in dem ich bey der ganzen Bevölkerung stehe. Der Mann liefe Gefahr, auf offener Strasse insultirt zu werden, wenn er sich auch nur eine hämische Aeusserung gegen das Österreich, auf welches im vor­liegenden Deutschland die Augen sehnsuchtsvoll gerichtet sind, erlaubte ! Hierzu ist E. übrigens zu klug und er kennt sein Terrain zu gut. Zu Mainz ist sein Charackter bekannt, und er wird, trügt mich nicht alles, sehr bescheiden auftretten.“ Beiliegend ein Brief Hartigs la) an Gervay, Niemes, 15. IX. 1842: „ . .. Nach meinen Nachrichten aus Prag hält Gr. Chotek i) durch des Gr. Inzaghyn) Beförderung sein Jus quaesitum auf die Oberstkanzlers-Stelle ver- 10 11 12 10) Theresia Landgräfin von Fürstenberg (geb. Fürstin Schwarzenberg), Obersthofmeisterin der Kaiserin. 11) Siehe X. 2). 12) Franz Graf Hartig (1789/1865), Sektionschef im Staatsrat.

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