Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

Friedrich Walter­200 was ihm gefällt! Wie sich diess ausgleichen wird, hiervon ist es auf diese Weise schwer, sich einen Begriff zu machen! Von der Beförderung des Petrich * 2) wusste ich Nichts. Das, was ich nun erfahre, beweisst, dass in jedem Falle zu viel geschehen ist! Der H. Erzh. Ludwig kann nicht mehr, als ich es bin, dem absurden Götheischen Ankäufe 3) entgegen sein, und dennoch musste ich zu selbem einrathen, denn es giebt Lagen, in denen man auch, ohne sie zu lieben, Medizinen verschlucken muss. Das ganze Geschäft ist übrigens noch in der Lage scheitern zu können, und was ich hierzu beizutragen vermag, werde ich nicht versäumen. Dass Sie unter Hitze und der Trockne beinahe erliegen müssen, begreife ich hier, wo die Kälte und der Regen zu Hause sind. Wir stehen bey Tage nie unter 22—24 Grad und nachts nicht unter 16—18. Von Streifenregen ist nicht einmal die Rede. Auch fühle ich diess; meine Nerven sind wie eine zu hoch gestimmte Harfe gespannt. Diess ist jedoch mehr dem Mangel an freier Electrizität in der Athmosphäre als der Wärme, welche selbst eine Folge hiervon ist, zuzuschreiben. Am Rheine regnet es abwechselnd mit dem herrlichsten Wetter, auch rechnet man auf eine Weinlese wie 1811 und 1822. Das Böse in der Sache bey uns ist der Viehabgang, welcher die unausbleibliche Folge eines solchen Jahres ist. Hier habe ich glücklicher Weise einen ganzen Jahresvorrat von Futter; diess tröstet mich aber nicht über die Leiden der anderen.“ Kolowrat an Gervay, Mayerhöfen, 24. VII. 1842: „Euerer Hochwohlgeboren danke ich vor Allem für Ihre fleissigen Mitthei­lungen. Ich lebe hier bei einer Dürre und Hitze, die der Regierung manche Sorge bereiten. Chotek 5), der mich schon zwei Male besuchte, hält den F. Metternich und den Erzh. Franz Karl für seine Beschützer und glaubt nicht, dass es möglich ist, ihm die Oberstkanzlerstelle zu entziehen. Soviel ich weis, schreibt er in dieser Beziehung an Se. k. Hoheit den Erzh. Ludwig und Franz Karl. So wie die Sache durch die Besprechungen Choteks mit F. Metternich ge­stellt wurde, ist es besser, auf alle Fälle mit der Wiederbesetzung der Oberst­kanzlerstelle zu warten, bis sich die ganze Conferenz wieder einmal versammelt haben wird. Das Kochen vieler Köche bringt nicht die besten Speisen zur Welt und hat auf alle Fälle zur Folge, dass man zuletzt nicht weis, wer eigentlich die Suppe versalzen hat.“ X. G. an M., 24. VIII. 1842: Das bevorstehende Ableben Gr. Mittrowskys i) läßt den Hofkanzler Gr. Inzaghi 2) wünschen, einen Urlaub anzutreten, um jeden Anschein zu vermeiden, als wolle er auf die Besetzung der Oberstkanzlerstelle zu seinen Gunsten Ein­fluß nehmen. Gervay hat sich an Eh. Ludwig gewendet, damit der in diesem Falle eintretende Zustand einer teilweisen Lahmlegung der obersten Innenbe­hörde vermieden werde. Übrigens sei Eh. Ludwig, wie er an ihn, Gervay, ge­X. i) Siehe III. 2). 2) Karl Graf Inzaghi (1777/1856), Hofkanzler in der ver. Hofkanzlei.

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