Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

WALTER, Friedrich: Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel

196 Friedrich Walter reden, und Besuche, wie es der ist, den er macht, muss man nie zu lange ausdehnen. Ich bitte Sie, diesen Bericht dem H. Erzh. Ludwig allein zur Kenntnis zu bringen, da uns der nächste über das End­resultat Auskunft geben wird. Ich bin vorgestern Abend über Carlsbad hier angekommen. Die Tem­peratur gehört für die hiesige sehr hohe Gebirgsgegend zu den ausser­ordentlichen. Dieselbe steht ungetrübt sehr hoch und die Abende selbst sind nicht kühl. Da es mitunter einige Regentage gegeben, so ist das Gebirge wie die Ebene in schönen Jahren. Heu wird es sonach auch weniger geben als in der Regel. Im ganzen herrscht hoher Wohlstand im Volke. Die Badeorte sind sehr gefüllt, jedoch befinden sich unter den Curgästen wenig vornehme. Nach allem Anscheine wird die Cölner Feierlichkeit3) nicht vor dem 4. September stattfinden, welches mir meinen hiesigen Auffenthalt erlauben wird bis zum 26 oder 27ton d. M. zu verlängern.“ V. G. an M., 8. VIII. 1842: I. I. M. M. und Eh. Ludwig freuen sich, den Fürsten wohl zu wissen. — Personalsachen: Bestimmung Kopitars i) nach Rom und Zuteilung des Guber- nialsekretärs Freih. v. Haan zur Reichshofrats-Registratur (womit ein Wunsch der Fürstin erfüllt wurde); Freih. Carl Hügel 2) hat die Erlaubnis erhalten, einen Katalog seiner an das Kabinett abgegebenen Sammlungen anzulegen; StR. Pilgram 3) geht seiner Genesung entgegen. — Das ihm angetragene Horn­vieh muß Gervay ablehnen, da sein ganzer Heuvorrat durch Blitzschlag ver­nichtet wurde. M. an G., Königswart, 10. VIII. 1842: „Aus Ihrem Schreiben sehe ich mit Vergnügen, dass B. Pilgram3) auf dem Wege der Herstellung ist. Gott erhalte ihn der Monarchie! Ich habe Ihnen mein Plasser Vieh nicht im Ernste zum Ankäufe angetragen; der Trieb würde mehr, als es werth ist, kosten. Der Himmel hat seiner Seits dem Futter bey Ihnen und bey mir ein Ende gemacht. Seye es durch Blitz oder durch Sonne, der Effeckt ist derselbe! Es ist Ihnen nur dafür Glück zu wünschen, dass der Unglücksfall vor und nicht nach der Investitur eingetretten ist! Aus den Zeitungen scheint zu ergehen, dass der H. Erzh. Friedrich1) zu Algier landete. Warum? kann ich mir nicht erklären. An der Sache liegt nicht viel; der Erzh. hätte aber besser gethan, wenn er sich * 2 3) Am 4. September 1842 wurde die Grundsteinlegung für den Ausbau des Kölner Doms feierlich begangen. V. i) Bartholomäus Kopitar (1780/1844), Slawist. 2) Carl Freih. v. Hügel (1796/1870), Forschungsreisender, überließ seine reichen Sammlungen der Hofbibliothek und den kais. Kabinetten. 3) Siehe I. 4). 4) Eh. Friedrich (1821/1847), Sohn Eh. Karls, schlug die Marine-Laufbahn ein, zuletzt Konteradmiral.

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