Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Zur Geschichte der vormärzlichen Zensur in Österreich
Die amtlichen Verbotslisten 173 Heinrich Heines einschlägige Werke wurden gleich seinen poetischen stets verboten: „Die romantische Schule“, Hamburg 1836 (36 l/2, 504 r), „Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland“, Paris 1837 (37 VI/i, 478) und „Über Ludwig Börne“, Hamburg 1840 (40 IX/2, 337). Hingegen ist Börnes „Urtheil über Heinrich Heine. Ungedruckte Stellen aus den Pariser Briefen“, Franki, a. M. 1840 (41 VI/2, 310 r) mit erga schedam zensuriert worden, desgleichen die Schrift des Polizeispitzels E. Beurmann, „Ludwig Börne als Charakter und in der Literatur“, Franki, a. M. 1837 (37 VIII/i, 470 r) * 6 07). Zuletzt seien noch die Kritiken der damals so reichen deutsch-österreichischen Literatur angeführt, die im Reiche erschienen waren. Dr. Julius Seidlitz, Die Poesie und die Poeten in Oestreich im Jahre 1836, Grimma 1837 (37 v/i, 498), erhielt noch erga schedam, aber „Oestreiehischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar. Frey - Sing. Athanasius“. (41 XII/i, 289), dem deutschböhmischen Dichter Uffo Horn zugeschrieben, und „Wiens poetische Federn und Schwingen“, Leipzig 1847 (47 n/i, 61) von Hieronymus Lorm wurden verboten68). Die Rolle, die das Theater im biedermeierlichen Leben spielte, ist hinlänglich bekannt. Oft wird indes geglaubt, die Klassiker seien in Österreich nicht aufgeführt worden. Es genügt jedoch ein Blick in die zahlreichen Aufzeichnungen unserer vormärzlichen Theaterleute, z. B. in die „Kritischen Bemerkungen Bauernfelds“, um den Irrtum zu erkennen. Das Publikum, das Klassikeraufführungen besuchte, war meist wohl in der Lage, sich Scheden zu beschaffen, es kannte alle Werke, ihm konnten Zensurstriche nicht entgehen. Sie mußten diesen gebildeten Kreisen gleichermaßen als kindische Bevormundung wie als Versündigung an den Meistern erscheinen. Von Theaterstücken ist in unseren Listen naturgemäß fast man: Walli, die Zweiflerin, angeklagten Preßvergehen, etc. Heidelberg 1836 (36 VII/2) 527 r). 6") Glossy, a. a. O., Register, und zu Eduard Beurmann, Einleitung, S. CXXXV; I., S. 115; Anm., S. 30 (hier Dr. Ludw. Georg genannt) u. 46; dazu F. Antonius, Das Konfidentenwesen des Vormärz, in Histor. Blätter, 7. Heft, Wien 1937; S. 84. — Heine, geb. 13. 12. 1797 in Düsseldorf, gest. 17. 2. 1856 in Paris. — Börne: geb. 6. 5. 1786 in Frankf. a. M., gest. 12. 2. 1837 in Paris.— 68) Seidlitz: geb. 3. 9. 1814 in Prag, gest. 8. 3. 1857 in Wien; sein Roman „Böhmen vor vierhundert Jahren“, Leipzig 1837 (37 452 r) wurde verboten.—-Horn: geb. 18.5.1817 in Trautenau, hier gest. 23. 5.1860.— Glossy, a. a. O., Anm., S. 55 f. (Horn) u. 71 (Seidlitz); St. Hock, Vormärzl. Pamphlete, im Grillparzer-Jahrb. XVII., Wien 1907; S. 128 ff. u. Dr. W v. Wurzbacii, Uffo Horn, ebd. XIII., Wien 1903; S. 216 ff. — C. Pichler, a. a. O., II., Anm. 513 u. 515, S. 591 ff. — Lorm (Heinrich Landesmann): geb. 9. 8. 1821 in Nikolsburg, gest. 3. 12. 1902 in Brünn; „Die Grenzboten“ 1846, Heft 37, brachten einen Auszug aus seiner Schrift (Lenau, A. Grün). — Zur österr.-polit. Dichtung vgl. O. Rommel, Die politische Lyrik des Vormärz und des Sturmjahres, Wien 1912 (Deutschösterr. Klassiker-Bibiothek, Auswahl). —