Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg
Quellenlage d. „Annales Ferdinandei“ d. Fr. Chr. Khevenhüller-Frankenburg 9 das Ansehen seiner Familie, deren Reichtum und durch das Wohlwollen des Kardinals Melchior Khlesl, der in Khevenhüller einen leicht lenkbaren Mann für seine politischen Pläne sah22), fand er im raschen Aufstieg zum ordentlichen österreichischen Gesandten in Madrid, Betätigung und weitestgehenden Einblick in die hohe Politik seiner Zeit. In den Jahren 1617 bis 1629 23) entstanden seine ersten größeren historischen Arbeiten, die aus Tagebuchaufzeichnungen24) und politischen Verhandlungen hervorgegangen sind. Am 12. September 1617 begann er im Zusammenhang mit seinen Unterhandlungen mit dem venezianischen Gesandten in Madrid über die Beendigung des Uskokenkrieges, die Arbeit an einem Manuskript, das die Geschichte dieses Krieges behandelt. Es ist betitelt25 * * 28): „Verzeiehnuß etlicher Diseurs von den Zengem, Venedigern und derselben Orth, auch alles Des Jenig, waß sich in diesem wehrenden Krieg beyläuffig zuegetragen hat, vnd was darinnen von mier Schrifft und Muendlich ist tractiert worden. Angefangen zuesam- men zue setzen, Madrit in Spanien, den 12. Septemb. 1617, von Franz Christoph Khevenhüller“; 280 Seiten fol. Hlptbd.26). Inhalt: 1. Joh. a. Reck Venetum bellum. 2. La elagada de la Republica de Venecia las Parnaso. 3. Due Discorsi dei Vscochj. A. Wolf spricht die Vermutung aus, daß Franz Christoph durch den Jesuiten Mayr zur Konversion veranlaßt worden sei (Geschichtliche Bilder aus Österreich, Bd. I, S. 155). Ranke bezeichnete ihn als einen Freund der Jesuiten, der aber keinen extremen Meinungen huldigte und ungefähr so gesinnt gewesen wäre wie Khlesl; überdies wäre ein Mißtrauen in seine Rechtgläubigkeit für seine Mission als spanischer Botschafter verderblich gewesen (Geschichte der Katastrophe Wallensteins, 2. Aufl. Leipzig 1870, S. 466). 22) Dies geht besonders aus der Korrespondenz Khlesls mit Khevenhüller in den ersten Jahren seiner Gesandtschaft in Madrid hervor; vgl. die Protokolle der Embaxada zu den Jahren 1617, 1618 und 1619. Charakteristische Beispiele dafür bringt Hammer-Purgstall im Anhang zu seiner Khlesl-Monographie (Khlesl’s des Cardinals, Direktors des geheimen Cabinets Kaisers Matthias, Leben; 4 Bde. Wien 1847—1851). 23) Antrittsinstruktion datiert, Prag 1617 Februar 3, Original H.-H.- u. Staatsarchiv Wien. Khevenhüller traf am 23. Mai 1617 in Madrid ein (vgl. u. a. J. Stülz, Jugend- und Wanderjahre, S. 365 auch Annales Ferdinandei VIII, S. 1173 f.) und verließ Spanien endgültig im Dezember 1629 (vgl. u. a. Annales Ferdinandei XI, S. 1497, 1498). 2-1) Bereits 1604 hatte er in Padua Tagebuch zu führen begonnen und setzte dies auch weiterhin fort. Von seinen Tagebüchern ist leider keines mehr aufzufinden (vgl. J. F. C. Khevenhüller-Metsch, Geschichte der Khevenhüller, Bd. II, S. 103 und 165). 25) Die folgenden Manuskripte werden in der überlieferten Originalzitierungsweise angeführt ohne die stellenweise unorthographische Schreibweise zu berichtigen. 28) Titel und Inhalt aus: Der Wiener antiquarische Büchermarkt.