Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg

Quellenlage d. „Annales Ferdinandei“ d. Fr. Chr. Khevenhüller-Frankenburg 5 Der Text der Annales benützt nun nicht mehr die Information weiter­hin als Quelle, sondern bringt sofort den Wortlaut dieser „ermahnung“ 10') großgedruckt. In der Regel ist überhaupt alles, was der Verfasser hervorheben will, vorzüglich ihm besonders wichtig erscheinende Teile aus Aktenstücken, Relationen etc., durch größeren Druck ausgezeichnet. Man würde sich aber täuschen, wollte man meinen, daß nur diese in die Augen springenden Stellen derartigen Quellen entnommen seien. Khevenhüller schöpft gerade das zuerst zur Illustrierung der Situation Mitgeteilte oftmals aus dem gleichen Dokumente, welches er nachher teilweise großgedruckt in seine Darstellung aufnimmt. So gibt er längere Partien aus irgendeiner Relation, einer Resolution oder aus einem Abschied als die Gedanken des Ausstellers derselben wieder und läßt erst den Schluß des Stückes oder auch nur ein Mittelstück durch größeren Druck hervortreten. Dies ist aber erst aus einer eingehenderen Lektüre ersichtlich, besonders bei der Dar­stellung von diplomatischen Verhandlungen in fortlaufender Erzählung. Hierbei hebt Khevenhüller in der Regel Einzelschriftstücke nicht gesondert heraus, sondern schachtelt Bruchstücke derselben — aus dem zugrunde liegenden Original wörtlich übernommen — sinngemäß ineinander, wie auch oben gezeigt wurde. Der größte Teil seines Werkes ist eigentlich nichts anderes als eine Sammlung und Aufsplitterung von Briefen, Akten­stücken und Literatur. Die „Annales Ferdinandei“ lassen sich so mit einem großen Mosaik vergleichen, bei dem eine Unzahl vielfältiger, mit Überlegung und Geschick aneinandergefügter Steinchen ein einheitliches Ganzes bilden. Den Ur­sprung dieser vielen Einzelteilchen wird man nicht immer von vornherein erraten, denn Khevenhüller nennt seine Quellen nicht und läßt, eben weil er sie direkt und indirekt wörtlich reproduziert, den Verfasser nur dann hervortreten, wenn derselbe auch in seiner Quelle hervortritt. Man wird also der mühseligen Arbeit nicht enthoben, eine Vielzahl dieser Quellen mit Rückschlüssen aus der Entstehungsgeschichte der Annalen und aus dem Leben ihres Verfassers zu rekonstruieren. Auf diese Weise kann herausgefunden werden, daß in einer Instruktion, mit der Khevenhüller am 23. Jänner 1621 seinen Hofmeister Theodor Hartmann aus Madrid nach Wien abfertigte, der erste genauere Hin­weis auf die Art eines Teiles der von Khevenhüller benützten Quellen gegeben wird. Darin heißt es nämlich: Hartmann habe sich in Linz bei der Witwe des Hieronymus M e g i s e r und bei dem Astronomen Johannes Kepler, der den Nachlaß Megisers in Verwahrung hatte, zu erkundigen, 1#) In den Protokollen der Embaxada ist diese nicht verzeichnet. Die übrigen Teile der Information beinhalten die genauen Anweisungen für Kheven­hüller, sofort eine Intervention Spaniens herbeizuführen, worüber die Annalen aber nichts berichten.

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