Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg

6 Kurt Peball ob sie ihm (Khevenhüller) ein Verzeichnis der Stammbücher und Genealogien geben könnten; ebenso solle er in Wien bei „ge­lehrten Leuten“ nachfragen, welche Autoren vom letzten ungarischen Krieg, von Erzherzog Maximilian’s Gefängnis in Polen und über das Leben der Kaiser Rudolf II. und Matthias geschrieben haben, welche Bücher er kaufen und schicken möge11). Hinweise dieser Art finden sich auch in der Vorrede zum ersten Teil der „Annales Ferdinandei“. Hier führt Khevenhüller aus, daß er das kaiserliche Archiv in Wien, verschiedene private und ständische Archive sowie familiengeschichtliche Aufzeichnungen — vor allem Aufzeichnungen seines Onkels, des Grafen Hanns Khevenhüller-Frankenburg — wie auch eigene Korrespondenzen und Berichte für seine Arbeit benützt habe12). Und in der Tat weisen zum Beispiel die Annalen der obderennsischen Stände aus, daß die Stände im Jahre 1634 „die einschlägigen Akten und Landtagsschlüsse abschrift­lich“ Franz Christoph Khevenhüller zukommen ließen13). Als Ergebnis dieser Rückschlüsse, die im Einzelnen weiter geführt worden sind, als hier darauf Bezug genommen werden kann 14) und aus dem oben über die Methodik Khevenhüllers Ausgesagten, ergibt sich, daß Khevenhüller für seine Arbeit folgende, schon durch ihre äußere Be­schaffenheit sich unterscheidende Arten von Quellen benützt hatte: 1. Größere zeitgenössische, gedruckte Geschichtswerke wie Me- gisers Arbeiten, das Theatrum Europeum etc. 2. Flugschriften, das heißt, gleichzeitige, gedruckte Berichte über wichtige Ereignisse, sowie publizierte Briefe und Akten­stücke. 3. Familiengeschichtliche, handschriftliche Aufzeichnungen sei­ner Vorfahren und andere eigene historische Arbeiten. 4. Archivalien, worunter private und politische Korrespon­denzen, sog. Kriegszeitungen in Form von Soldatenbriefen und autographe oder protokollierte Gesandtschaftsberichte zu verstehen sind. Von vornherein kommt dazu noch die Vermutung, daß mündliche Mit­teilungen und vor allem von Khevenhüller Selbsterlebtes im Werk ihren Niederschlag gefunden haben. n) Zitiert bei J. Stülz, Jugend- und Wanderjahre des Grafen Franz Chri­stoph von Khevenhüller nach seinen eigenen Aufzeichnungen (AöG, Bd. I, 1850, S. 333—395), S. 378—381. 12) Annales Ferdinandei I, Vorrede. 13) Oö. Landesarchiv Linz, Annalen 79, fol. 50. 14) Es wurden sowohl die Beurteilung der Annales Ferdinandei in der Fachliteratur daraufhin angesehen, welche Quellen Khevenhüller zugeschrieben werden, als auch eigene Quellenanalysen angestellt, die diese Unterscheidungen der Quellen ermöglichen. Vgl. meine Dissertation, S. 14—43, S. 260—263 u. a. a. O.

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