Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)
PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg
Quellenlage d. „Annales Ferdinandei“ d. Fr. Chr. Khevenhüller-Frankenburg 3 material aufmerksam zu machen, das nicht nur hinsichtlich der Annalen aufschlußreich, sondern auch für die Geschichte Österreichs an der Wende des sechzehnten zum siebzehnten Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg bedeutsam ist, vor allem im Hinblick auf die politischen Beziehungen zu Spanien. Es werden hier mit bewußtem Verzicht auf einen genauen quellenanalytischen Beweisgang, sogenannte „originale Quellen“ zu den „Annales Ferdinandei“ mitgeteilt, wobei unter dieser Art von Quellen Aufzeichnungen historischen oder politischen Inhalts von Franz Christoph Khevenhüller selbst oder von seinen Vorfahren zu verstehen sind. Die Quellen der „Annales Ferdinandei“. Schon die flüchtige Lektüre der Annalen zeigt fast ausschließlich eine fortlaufende Zusammenstellung und Verarbeitung von schriftlichen Dokumenten verschiedenster Art. Daß man dabei meist mit Sicherheit die Quellen feststellen kann, ist aus dem Grunde möglich, weil der Verfasser dieselben gewöhnlich so wiedergibt, daß ein Zweifel ausgeschlossen ist. Aber er verarbeitet sie nur äußerst selten so, daß er ihren Inhalt zusammenfaßt und auf seine eigene Weise erzählt; oftmals läßt er vielmehr kürzere und längere Stellen weg und schließt sich im übrigen genau seinen Quellen an. Vergleicht man, beispielsweise, die Erzählung der „Annales Ferdinandei“ über Ursachen und Anfang des Böhmischen Aufstandes von 1618 (B) mit der kaiserlichen Information darüber an Khevenhüller nach Madrid8) (A), so ergibt der Textvergleich9): A „Nachdem ir kay. may. ao. 1611 in das Behemische regiment eingetreten ist alsbald darauf vom h. abten zu Braunau ein clag einkumen, wie daß seine underthanen zu Braunau wider seinen willen ein kirchen in seiner statt baue- ten mit bitt, weil sie dessen nit befuegt, ir kay. may. gerueheten solches bey gedachten seinen underthanen zu Braunau einzustellen. Hierüber haben ir kay. may. auf guet- achten der herrn obristen landofficier, denen Braunauern umb bericht zuge- schriben und daß sie underdessen den pau einstöllen solten, welchem bevehl aber sie nit nachkumen, noch ainigen B „ ... nachdem Kay ser Matthias ao. 1611 in das Böheimische regiment eingetreten ist alsbald darauf der abt von Praune (Braunau) wider seine unther- tanen die auf seinen grund, boden und in der eigenen Stadt eine neue uncatho- lische kirchen zu bauen angefangen, klagweiß einkommen und um einstel- lung, weil sie hierzu keines weges befugt, und ihm also ihren Herrn, ohn- geacht er es zu mehrmahlen abgeschafft, indem wenigsten nicht gehorsamen wollen, nicht allein aller unter- thänigst, sondern auch gedachte seine unterthanen zu dem gebührenden und schuldigen gehorsam mit interponie8) Annales Ferdinandei IX, S. 25—27 und „Ausführliche information und anfang des Behemischen Unwesen, woher und welcher gestalt die jetzige unruehe im künigreich Behaimb zu Prag iren Ursprung genumen und was sich darbey verloffen hat“, Protokolle der Embaxada, 1618, Nr. 397; vgl. darüber unten, S. 18. 9) Es wird nach der Originalschreibweise zitiert. 1*