Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 9. (1956)

PEBALL, Kurt: Zur Quellenlage der „Annales Ferdinandei“ des Grafen Franz Christoph Khevenhüller-Frankenburg

2 Kurt Peball Annalen in der Fachliteratur. Es wurde nämlich versäumt, die innere Struktur des gesamten Werkes genau zu berücksichtigen, die Fähig­keiten und Informationsmöglichkeiten Khevenhüllers objektiv zu beachten, und vor allem, auf das Material seiner Vorarbeiten Bezug zu nehmen5). Schwierige Lesbarkeit des von sinnstörenden Druckfehlern stark durch­setzten Werkes, die Ungunst der Quellenlage — bekanntlich wurde im Jahre 1893 das Khevenhüllerfamilienarchiv Kammer a. Attersee (Oberösterreich), worin sich bis dahin ein Großteil der Quellen und Vorarbeiten zu den Annalen befunden hatte, versteigert6) — und eine konfessionspolitische Polemik, dürften die Gründe dafür gewesen sein. Einige überraschende Funde der letzten Zeit machen dies aber nun möglich7). Es ist die Absicht dieser Abhandlung, im Rahmen der Frage nach den Quellen der „Annales Ferdinandei“ auch auf ein reichhaltiges Quellen­5) Die Fachliteratur griff aus den Annalen nur Teilaspekte heraus, beson­ders gerne das Wallensteinproblem oder einzelne Berichte Khevenhüllers über irgendeine diplomatische Aktion. So —• um nur einige bedeutende Bezugnehmer zu nennen —, Ranke, Pekar und Srbik in ihren Wallensteinarbeiten, Gindely, Hammer-Purgstall und Loserth in ihren reformationsgeschichtlichen Unter­suchungen, oder Turba in seinen Arbeiten über die Hausmachtstellung des Hauses Habsburg u. a. Größere historiographische Arbeiten, wie die von J. N. v. Vogel (Specimen Bibliothecae germaniae Austriacae, 2 Bde. Wien 1783/85, Bd. II/2, pag. 712—713), L. Waehler (Geschichte der historischen For­schung und Kunst, 5 Bde. Göttingen 1812/20, Bd. 1/2, S. 932—933), F. X. v. Krones (Grundriß der österreichischen Geschichte, 5 Bde. Wien 1878/82, Bd. I, S. 43, Anm. 22; III, A 450), F. X. v. Wegele (Geschichte der Deutschen Historio­graphie, München/Leipzig 1885, S. 254, 357—358), und A. Coreth (Oesterrei- chische Geschichtsschreibung in der Barockzeit 1620—1740, Wien 1950, S. 68—71), stützten sich teils auf die oben erwähnten Untersuchungen der Teilaspekte, teils aufeinander, oder beurteilen das gesamte Werk aus der Zeitlage, wie etwa A. Wolf (Geschichtliche Bilder aus Österreich, 2 Bde. Wien 1878, Bd. I, S. 161-—169) oder auch Coreth. Eine genauere Bearbeitung von J. F. Runde (Des Grafen Franz Christoph Khevenhüller Ferdinandeische Jahrbücher in einen pragmatischen Auszug gebracht und berichtigt, 2 Bde. Leipzig 1778/79) blieb leider bei den Anfängen stehen. 6) Vgl. L. Bittner, Gesamtinventar des Wiener H.-, H.- u. Staatsarchivs, 5 Bde. (Wien 1934—1938), Bd. I, S. 56*f., 591; Bd. II, S. 17, Bd. Ill, S. 260. 7) Es handelt sich hierbei um: „Der Wiener antiquarische Büchermarkt“ Nr. 1, 1893 (hrsg. von S. Kende), Broschüre, welche die von Kende anläßlich der Versteigerung des Archivs Kammer 1893 zum Verkaufe erworbenen Archi­valien mit einer genauen Beschreibung derselben ausweist — vgl. G. Gugitz, Bibliographie zur Geschichte der Stadt Wien, Wien 1947, 1/286 ff. und R. Till, Wiener Auktionskataloge, Wiener Geschichtsblätter 1954/3, S. 49—53 —; ein Auktionsoffert des Archivs Kammer (Ms. 4 lose Bll., undatiert); ein Aktenver­zeichnis desselben Archivs (Ms. 32 lose Bll., undatiert) sowie eine komplette zwölfteilige, erste Druckausgabe der „Annales Ferdinandei“ und größere Be­stände an Konzepten und Reinschriften dazu. Dieses Material befindet sich mit Ausnahme des größeren Teiles der Konzepte und Reinschriften (vgl. unten, S. 15) im Besitz des Grafen Georg Khevenhüller-Metsch (Niederosterwitz, Kärnten).

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