Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

NECK, Rudolf: Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich

Rezensionen 463 Neue Kineas, mit auf dem Weg geben möchte: „dies Buch möchte gern um die ganze bewohnte Erde wandern, auf daß es allen Regenten zu Gesichte komme.“ Richard B 1 a a s. Kuehnelt-Leddihn Erik R. v., Freiheit oder Gleichheit? Die Schicksals­frage des Abendlandes. Otto-Müller-Verlag, Salzburg 1953. 627 Seiten, Leinen geb. Das vorliegende Werk gehört in den Bereich der Staatstheorie, bzw. der Politik und seine Besprechung im Rahmen dieser Zeitschrift ist nur durch die Tatsache gerechtfertigt, daß die umfangreiche Beweisführung zum großen Teile auf Grund von historischem Material unternommen wird. Es ist aber an dieser Stelle nicht der Platz, letztlich zu den ethno­logischen, soziologischen und politischen Einzelfragen und Ergebnissen K.-L.s Stellung zu nehmen, wenn auch eine Gesamtwürdigung des Buches versucht werden soll. Der Autor, gebürtiger Österreicher, bekannt durch ein umfangreiches schriftstellerisches Werk, ist nicht nur durch oftmaligen Wohnsitz­wechsel zum Gesamteuropäer geworden, sondern durch seinen viel­jährigen Aufenthalt in Amerika fühlt er sich nun in besonderer Weise berufen und fähig, dem Amerikaner von den Problemen Europas zu sprechen. K.-L. stellt sich von Anfang an als Katholik vor, als solcher ist er Personalist und — wie sich im Verlaufe des Buches zeigt — als solcher auch Monarchist. Denn ganz entgegen der üblichen politischen Publizistik von mehr als 1% Jahrhunderten entreißt er der Demokratie zugunsten der Monarchie gleichsam eines ihrer Schlagwörter, das der Freiheit, und beläßt ihr die Gleichheit. Dies ist Inhalt und Ziel des Buches. In der Beweisführung wird davon ausgegangen, daß Freiheit und Gleichheit, zwar seit der französischen Revolution propagandistisch ver­bunden, doch in Wirklichkeit unvereinbare Gegensätze bedeuten, da eine Gleichheit nur durch Abtragen der Berge, um Täler auszufüllen, erreicht werden kann, dies aber ohne Beschneiden der Freiheit undenkbar ist. Die Demokratie sei tatsächlich zutiefst persönlichkeitsfeindlich und die Behauptung, es gäbe in ihr eine „Selbstregierung“ sei nichts als Phrase, da dem einzelnen nur der Wert einer Nummer zukomme. Es werden gegen die Demokratie im folgenden noch weitere Vorwürfe erhoben, etwa der Zerstörung des Verantwortungsbewußtseins des Einzelnen, der anonym handelt, oder der Entscheidung auf Grund von Gemütsbewegung und nicht von intellektueller Erkenntnis bei Abstimmung durch das Volk. Mehr noch als in sich selbst wird jedoch die Demokratie als Gefahr für die Freiheit angesehen infolge des ihr eigenen Gefälles nach der Tyrannis als einer unausweichlichen Alterserscheinung, als der „Kari­katur der traditionellen Monarchie“ und zugleich als „Erfüllung“ der Demokratie nach dem klassischen Zyklus der Griechen, welcher sich zum Teil in der französischen Revolution augenfällig abgespielt hat. Der Autor ruft als Zeugen eine bemerkenswerte Zahl von Persönlichkeiten von geistigem Rang vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert und aus ver­schiedenen Nationen auf. Besonders macht er sich auch die Ausführungen

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