Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
GOLDINGER, Walter: Archivwissenschaftliche Literatur der Jahre 1951–1954
358 Literaturberichte setzt. Gerade auf diesem Gebiet liegt für die öffentlichen Archive eine Aufgabe der Dokumentation, die sie als eine Spezies literarischer Betätigung ansonsten nur am Rande berührt44). Die älteste Originalurkunde des österreichischen Staatsarchivs untersucht Santifaller und schließt daran eine Übersicht über die ältesten Stücke in den anderen öffentlichen Archiven Österreichs45 *). In anderem Zusammenhang verzeichnet er die ältesten Papsturkunden im Haus-, Hof- und Staatsarchiv von 1053 bis 1254 4e). Eine archivgeschichtliche Frage wirft G o 1 d i n g e r mit seiner Untersuchung über Schatzgewölbe und Kanzleiarchive in Österreich auf47), wozu auch ein Beitrag von Friedrich Walter vorliegt48). Mit der Kanzlei des Regiments der nö. Lande unter Ferdinand I. befaßt sich Stundner49), welche Arbeit gewonnen hätte, wenn sie sich an den älteren analogen Untersuchungen von Stolz über die Entwicklung in Tirol und den Vorlanden orientiert hätte. Neuerdings wird der österreichische Archivhistoriker auch an den Ergebnissen archäologischer Forschungen nicht vorbeisehen dürfen, haben doch die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg in Kärnten Anlagen bloßgelegt, die vielleicht das Archiv des Königreichs Norikum darstellen 50). Die Ausgabe der Linzer Regesten erstreckt sich dankenswerter Weise auch auf das Repertorium von Sint, da es Quellen nachweist, die wegen des traurigen Schicksals des Linzer Stadtarchivs dort nicht mehr erhalten sind51). Aus einer Untersuchung über die Geschichte des Stadtarchivs Wiener Neustadt52 53) lassen sich Rückschlüsse ziehen auf den typischen Werdegang ähnlicher Institutionen in Österreich, worüber wir im allgemeinen noch zu wenig wissen. Das Jubiläum des Instituts für österreichische Geschichtsforschung bot mannigfach Gelegenheit, auf seine engen Beziehungen zu den Archiven hinzuweisen5S) oder umge44) Rainer Puschnig, Gegenwartsgeschichtliche Sammlungen an Archiven. Probleme und Aufgaben. Ebd., 84—87. 45) Die älteste Originalurkunde des Österreichischen Staatsarchivs. Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 4 (1951) 9—53. 4e) Das österreichische Staatsarchiv. Miscellanea archivistica Angelo Mercati. Studi e testi 165 (1952) 313—336. 47) W. G o 1 d i n g e r, Schatzgewölbe und Kanzleiarchive in Österreich. Archi- valische Zeitschrift 49 (1954) 9—25. 48) Friedrich Walter, Zur Geschichte des Wiener Schatzgewölbes. Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 4 (1951) 236—241; R. Wanner, Ein Beitrag zur Geschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. Carinthia I 142 (1952) 738. 49) Die Kanzlei des Regiments der nö. Lande zur Zeit Ferdinands I. (1521— 1564). Jahrb. f. Landesk. v. Niederösterreich, N.F. 31 (1953/54) 95—112. 50) Rudolf Egger, Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1950. Carinthia I 142 (1952) 81—171. 5‘) Linzer Regesten BIA 1 (1952), 311 S.; BIA 2 (1952), 296 S..BIA3 (1952), 344 S., BIA 4 (1953), 283 S., bearb. v. Franz Grüll. 52) E. Lindeck-Pozza, 200 Jahre Stadtarchiv Wiener Neustadt. Unsere Heimat 25 (1954) 215—220. 53) A. L h o t s k y, Geschichte d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung 1854—1954. Mitt. di Inst. f. öst. Geschichtsf. Erg.-Bd. 17 (1954); Goldinger, Österreich und die Eröffnung des Vatikanischen Archivs. Archivalische Zeitschrift 47 (1951) 23—52.