Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
GOLDINGER, Walter: Archivwissenschaftliche Literatur der Jahre 1951–1954
Archivwissenschaftliche Literatur 355 z i e r 1 verfaßter vorzüglicher Katalog vorliegt14) — in einer eigenen Abhandlung befaßte sie sich auch mit der methodischen Seite des Problems von Archivausstellungen 15) —, so wird man sagen dürfen, daß gerade die technischen Aufgaben des Archivdienstes in der letzten Zeit nicht nur gebührend berücksichtigt wurden, sondern auch zweckentsprechende Lösungen gefunden haben. Der Hauptertrag der Mühen der österreichischen Archivare liegt in dem zu besprechenden Zeitabschnitt in der Veröffentlichung von Inventuren. Als VII. und VIII. Band erschienen in der Serie der Inventare österreichischer Archive nunmehr Bestandesübersichten über das Hofkammerarchiv 16) und das Kriegsarchiv 17). Die eine bearbeitet von Friedrich Walter, die andere als Gemeinschaftsleistung des Beamtenkörpers des Kriegsarchivs unter Leitung von Oskar Regele. Beide Publikationen halten den Vergleich mit den von den Archivverwaltungen anderer Staaten in reicher Fülle herausgegebenen Inventare in jeder Hinsicht aus. Nicht zu breit angelegt, geben sie dem Benützer das, was er zu wissen wünscht und worauf er hingewiesen werden muß, der Fachmann wird aus den im allgemeinen knappen, dafür aber umso eindringlicheren Angaben über Behördengeschichte und das historische Schicksal der einzelnen Bestände reichen Gewinn schöpfen. Auch kleinere Arbeiten, die sich mit einzelnen Archiven oder Archivkörpern beschäftigen, münden entweder in den Abdruck eines Inventars oder umschreiben die Bestände doch so ausführlich, daß dadurch eine förmliche Übersicht ersetzt wird. Die Archive der Stadt Murau 18) und das Gemeindearchiv von Rachau 19) in Steiermark wurden von Franz Pichler inventarisiert, der im letzten Falle den methodisch überlegten, in der Praxis sich bewährenden Versuch unternahm, in eine amorphe Aktenmasse durch Gliederung nach dem für laufende Registraturen bestimmten Einheitsaktenplan Ordnung zu bringen. Seine Erfahrungen ermutigen in jenen Fällen, in denen der Archivar sich nicht an erkennbare Provenienzen halten kann, sondern selbstherrlich Vorgehen muß, zur Nachahmung. Gerade für Gemeindearchive lassen sich in dieser Richtung brauchbare Lösungen finden, wie Karl L e c h n e r auf dem Grazer Archivtag unterstrichen hat20). Vieles kommt freilich auf die Schulung 14) Kirche in Österreich. Ausstellung historischer Dokumente im Haus-, Hof- und Staatsarchiv anläßlich des Österreichischen Katholikentages 1952, 109 S. lä) Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv und Archivalienausstellungen. Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 5 (1952) 346—356. 16) Publikationen des Österreichischen Staatsarchivs, II. Serie: Inventare österreichischer Archive VII: Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951), X + 196 S. 17) Ebd., VIII: Inventar des Kriegsarehivs Wien (1953), XVIII + 186 + 203 S. 18) Das Stadtarchiv Murau. Mitt. d. Steierm. Landesarchivs 4 (1954) 23—61. 10) Das Gemeindearchiv Rachau. Bericht und Inventar. Ebd., 3 (1953) 46—69. 20) Archiv und Registratur bei den ländlichen Gemeinden. Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 6 (1953) 395—396. 23*