Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)

MIKOLETZKY, Hanns Leo: Das Archivio di Stato in Venedig

Italien 351 intendenze archivistiche verantwortlich, die ihrerseits wieder dem Innen­ministerium unterstanden. Diese Regelung wurde nach der Errichtung der Republik durch das Gesetz vom 13. April 1953 (n. 340) modifiziert4), vor allem wurde das „Archivio del Regno“ in „Archivio centrale dello Stato“ umbenannt. Die neun Sopraintendenze behielt man nach entspre­chender Reduktion mancher ihrer Einflußgebiete bei. Die Archivi di Stato „alle cui direzioni devono essere préposti direttori capi“ sind Torino, Genova, Milano^ Venezia, Bologna, Firenze, Roma, Napoli, Palermo, Cagliari, Mantova, Modena und Lucca5). Für Venedig bedeuteten diese Anordnungen insofern einen tiefen Einschnitt, als Trieste, Fiume, Pola und Zara aus der Machtsphäre ihrer Sopraintendenza, die ihren Sitz „presso l’Archivio di Stato“ hat, ausscheiden mußten. Direktor des Archivs ist heute Dr. Raimondo Morozzo della Rocca. Die Bestände (fascicoli, registri, documenti), über deren Umfang man ebenso wie über die des Archivo general zu Simancas manchmal geradezu ungeheuerliche Vorstellungen (15 Millionen Urkundenbände und Faszi­kel!) findet, zerfallen in cartaceo (369.805 Einheiten), pergamené (71.370 Einheiten) und 2278 sigilli, die in den 298 zum Teil riesenhaften Sälen des alten Konvents durchwegs auf Holzstellagen und meist auch bei natürlichem Licht nach dem Provenienzprinzip scheinbar so locker unter­gebracht sind, daß man von Platzmangel nichts zu merken meint. Die Herkunft der Materialien ist verschieden: sie setzen sich hauptsächlich aus den Akten der Zentralverwaltung des ehemaligen Staates bis zum Ende der Republik, aus den Akten der Zeit von 1798 bis 1866 und aus Beständen nach 1866 zusammen. Daher liegen hier: die Archivi della Repubblica di Venezia, die Archivi della Municipalitä provvisoria, die Ar­chivi relativi al 1° periodo dell’Amministrazione Austriaca, die Archivi relativi al periodo dell’Amministrazione Napoleonica, die Archivi relativi al IP periodo dell’Amministrazione Austriaca, die Archivi relativi al governo provvisorio dal 1848—1849, die Archivi relativi al IIP periodo dell’Amministrazione Austriaca, die Archivi relativi agli uffici provin­ciali dell’Amministrazione Italiana und Archivi di famiglie. Es ist be­merkenswert, daß im Norden Italiens die Staatsarchive in gewissem Sinn zugleich als Provinzialarchive für die Provinzen, in denen sie sich be­finden, dienen, im Gegensatz zum Süden6). Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahre 888 (nicht, wie man auch liest, von 883). Ansonsten sieht man dort in erster Linie das Goldene Buch der Nobili seit 1297 (—1797) in 17 einfachen Lederbänden „nascite“ und 9 Bänden „matrimoni“, Dogenbriefe (freilich meist abschriftlich) bereits aus dem 10. Jahrhun­dert, die Akten des Senats, die „Parti“ genannten Beschlüsse des Rates der Zehn, die Akten der Prokuratoren von San Marco seit 1089, der Avvo- garia del Comun seit 1232 7), der Staatsinquisition teilweise seit 1280, 4) La Legislazione, a. a. O., S. 109 ff. 5) Vgl. Armando L o d o 1 i n i, L’Archivio centrale dello Stato e gli Archivi delle amministrazioni centrali, in: Notizie degli Archivi di Stato. A cura del Ministero dell’Interno. IX. 1949, S. 4—10. o) Vgl. Nabholz-Kläui, a. a. O., S. 56. 7) Vgl. Kretschmayr, a. a. O., 3., S. 92 u. a.

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