Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 8. (1955)
MIKOLETZKY, Hanns Leo: Das Archivio di Stato in Venedig
352 Archivberichte die Dispacci von Gesandten seit 1379/80 und ihre Relazioni seit 1492, Berichte der „Confidenti“ von fremden Höfen, die Manimorti (Archive aufgehobener Klöster und geistlicher Institute), die Mariegole (Zunft- Satzungen) etc. etc. Gedruckte Inventare liegen keine vor, doch sind sämtliche Bestände durch zahllose hand-, bzw. maschingeschriebene Fundbehelfe (darunter am wichtigsten der „Indice degli Indici“) zugänglich. Einige geschlossene Archivkörper werden seit kurzem vorbildhaft regestiert und neu geordnet, wobei an jedem Eingang Herkunft und Art des Depotinhalts verzeichnet sind. Dem Archiv ist eine Handbibliothek mit 4559 Bänden, zu denen noch 6735 „opuscoli“ kommen, sowie ein „gabinetto microfotografico“ angeschlossen. Der in sämtlichen Archiven der Erde sich bemerkbar machende Personalmangel ist in Venedig ebenfalls deutlich zu spüren. Nach dem „Re- golamento per gli archivi di Stato“ vom 2. Oktober 1911 (n. 1163)8) zählte man in Italien 120 A-Beamte (Personale di la categoria), 104 B-Beamte (Personale di 2a categoria) und 80 „Personale di servizio“, insgesamt 304 Personen, 1939 gab es 121 A-Beamte, 138 C-Beamte und 115 „Custodi, Uscieri, Inservienti“, zusammen also ohne B-Beamte 374 Personen9), und 1953 finden sich 163 A-Beamte, 30 B-Beamte und 144 C-Beamte, zusammen 337 Personen (ohne „Personale di servizio“)10 *). Tatsächlich aber hatte das Archivio di Stato in Venedig im Jahre 1911 12 wissenschaftliche und 5 mittlere Beamte sowie 6 Diener, während heute 8 Beamte der A-carriera direttiva, 1 B-Beamter „di concetto“, 4 C-impiegati d’ordine und 6 uscieri vorhanden sind. Gleich allen übrigen Staatsarchiven, die zugleich Sitz von „Sopra- intendenze Archivistiche“ sind, besitzt auch das Archivio di Stato von Venedig eine interne Scuola di Paleográfia, Diplomatica e dottrine archivistiche unmittelbar unter dem Soprintendente mit einem Staatsarchivar als Lehrer. Bis zur Gründung der „Scuola speciale per Archivisti e Bibliotecari“ in Rom 1952 u) waren der dreijährige Kurs für Archivistik in Florenz und eben diese „Archivseminare“ die einzigen Vermittler archivalischer Spezialkenntnisse in Italien gewesen12). Der Benützersaal des Archivs ist täglich von 8.30 bis 13.30 Uhr geöffnet13). 8) La Legislazione, a. a. O., S. 48. 9) La Legislazione, a. a. 0., S. 94. 10) La Legislazione, a. a. O., S. 118. 11) Decreto del Presidente della Repubblica 19 settembre 1952, n. 1697. Modi- ficazioni alio statuto dell’Universitä degli studi di Roma, in: Gazetta Ufficiale della Repubblica Italiana. Anno 93° — Numero 278. 1952, S. 4386. i-) Vgl. Giorgio Cencetti, La preparazione dell’archivista, in: Notizie, a. a. O., XII. 1952, S. 15ff. und Elio Lodolini, La Scuola per archivisti dell’Universitä di Roma, in: Archivi d’Italia. XX. 1952, fase. I—III. 13) Für Detailauskünfte ist der Verfasser seinem lieben Kollegen Dr. Ugo T u c c i (Venezia) zu Dank verpflichtet.